nd-aktuell.de / 27.02.1996 / Politik / Seite 1

Vulkan verschob 716 Millionen

Heute Kuba - Hintergründe des Abschusses

Berlin (ND-Fiehler). Die Bremer Vulkan Verbund AG veruntreute 716 Millionen Mark, die als Beihilfen für die Werften in Mecklenburg-Vorpommern gedacht waren. Das teilte am Montag Dr. Heinrich Hornef, Präsident der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS), in Berlin mit. Gegen den früheren Vorstand von Bremer Vulkan stellte die Treuhand-Nachfolgerin Strafantrag.

Die Bremer Vulkan erwarb in Mecklenburg-Vorpommern die Schiffswerft Wismar (MTW), die Volkswerft Stralsund (VWS) und die Rostocker Unternehmen Neptun Industrietechnik (NIR) und Dieselmotorenwerk (DMV), die seit 1992 insgesamt 1,509 Milliarden Mark an Beihilfen erhielten. In die Modernisierung der Anlagen wurden 919 Millionen Mark gesteckt, für MTW, VWS und NIR blieb damit eine Investitionslücke von 626 Millionen Mark. In die

zentrale Kasse des Vulkan flössen seit 1993 sowohl eigene Mittel als auch Beihilfen der Ostbetriebe - im letzten Quartal 1995 etwa 864 Millionen Mark. Davon rechnet die BvS 716 Millionen zu ihren Geldern.

BvS-Präsident Dr. Hornef gab zu, daß seinerzeit die Treuhand dem Vulkan eine fristengemäße Verwendung von Beihilfen im „Cash-Management“ des Konzerns eingeräumt habe. Es verhandelten

Breuel, Wild und Hornef. Die Berliner Kontrolleure ließen sich zwar vierteljährlich Investitionsberichte vorlegen, zu einer Durchleuchtung des ganzen Konzerns sahen sie sich aber nicht veranlaßt.

Der Bremer Vulkan verwendete die Ostgelder für den Ausgleich von Verlusten, Kapitalzuführungen und Unternehmenskäufe in Westdeutschland. Allein 253 Millionen Mark erhielt der marode Maschinenbaubetrieb Dörries-Scharmann, den die Bremer von der Metallgesellschaft übernahmen.

Aufgabe der BvS ist. es, die Einhaltung von Privatisierungsverträgen zu kontrollieren. Mit dem BvS-Bericht der

Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG muß auch Bundeswirtschaftsminister Rexrodt in Brüssel Rechenschaft geben. Die Treuhand-Nachfolgerin sieht sich in Bremen von Vulkan, Senat und Commerzbank hinters Licht geführt, brachte Dr. Hornef zum Ausdruck. Für den Vergleich forderte Hornef, daß den Interessen der geschädigten Ost--Standorte Vorrang zukommen müßte. Da die Ostwerften nicht überschuldet wären, appellierte Hornef an die Banken, Zahlungsfähigkeit aufrechtzuerhalten. In der Bildung eines pst-Verbundes sieht die BvS keine Zukunft - sie sprach sich für Einzelprivatisierung aus.

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