Gegen Wettbewerb im Gesundheitswesen
Mangelnde Kooperation ein Kostentreiber
Berlin (dpa/ND). Die brandenburgische Sozialministerin Regine Hildebrandt hält das gegliederte Gesundheitssystem nach westdeutschem Muster für eher verwirrend. Viele Menschen in Ostdeutschland hätten Mühe, zwischen dem stationären, dem ambulanten und dem öffentlichen Gesundheitsdienst zu unterscheiden, sagte Ministerin Hildebrandt bei der Eröffnung des 11. Kongresses für Klinische Psychologie und Psychotherapie in Berlin. Die mangelnde Kooperation zwischen diesen Bereichen würde die Kosten nach oben treiben, ohne daß sich die Medizin für die Betroffenen wesentlich verbessere.
Nachdem die DDR-Polikliniken fast vollständig abgeschafft wurden, werde nun nach „vernetzten Gemeinschaftspraxen“ gerufen, wunderte sich Hildebrandt. Vor mehreren hundert Teilnehmern des Kongresses sprach sie sich gegen Konkurrenz und Wettbewerb im Gesundheitswesen aus. Ein Kran-
ker könne nicht nach den Regeln von Angebot und Nachfrage seine Behandlung fordern und finanzieren. Sie äußerte Unverständnis darüber, daß die Bundesregierung das Projekt einer „Positivliste“ unumstrittener Medikamente gestrichen habe. Mit einer solchen Liste hätten im Arzneimittelbereich nach Expertenmeinung pro Jahr zwei Milliarden Mark gespart werden können.
Der alle zwei Jahre stattfindende Psychotherapiekongreß der Deutschen Gesellschaft für Verhaltenstherapie (DGVT) steht in'diesem Jahr unter dem Motto „Vielfalt gestalten“. Neue Bedrohungen wie Arbeitslosigkeit, Armut und Wohnungsnot stellten Psychotherapeuten vor weitere Aufgaben, sagte DGVT-Vorstandsmitglied Prof. Frank Nestmann. Die psychosozialen Dienste müssen koordiniert und vernetzt sowie die Qualitätsüberprüfung verbessert werden.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.