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Wer verbirgt sich hinter ihrer Initiative?

  • Lesedauer: 2 Min.

Wir sind keine Architekturkritiker, sondern ganz normale Menschen, die sich in ihrer Stadt weiter wohlfühlen wollen. Was da aber jetzt entsteht, erfüllt uns mit Unbehagen. Wir wollen nicht einfach meckern, sondern Alternativen diskutieren, damit uns die Stadt nicht fremd wird. Deshalb haben wir uns zusammengeschlossen.

Was löst Ihr Unbehagen aus?

Wir haben den Eindruck, daß nicht der Mensch, sondern

die Rendite der Maßstab des Bauens ist. Statt Wohnungen entstehen vor allem Büros in einer abstoßenden, von den Investoren diktierten Zweckarchitektur. Beispiel Friedrichstraße: Um aus jedem Quadratzentimeter Grundstück soviel Geld wie möglich herauszuholen, wurde alles in monotone Blöcke gepreßt. Kleinteiligkeit und damit Individualität und Vielfalt blieben auf der Strecke. Aber gerade das machte das vielbeschworene Flair der alten Friedrichstraße aus. Wenn die Passagen dort zum Einkaufen in U-Bahn-Atmosphäre locken, wie lebendig wird es dann wohl auf der Straße zugehen, vor allem abends nach Büroschluß?! Dann wollen Sie also auch zurück zum alten Berlin?

Das wäre das andere Extrem, das ja vor allem als Reaktion auf diese seelenlosen Blockstrukturen entstanden ist. Ich finde es verständlich, daß viele sich deshalb nach dem historischen Berlin zurücksehnen. Ich will aber nicht in Kulissen und Attrappen leben, denn mehr würde bei der Wiedererrichtung historischer

Gebäude nicht herauskommen. Das sieht man ja schon am künftigen Hotel „Adlon“ Die Muster-Fassade wirkt wie Kasperle-Theater

Somit lehnen Sie auch den Wiederaufbau des Schlosses ab?

Ja, zumal es eine Unverschämtheit wäre, den Palast der Republik abzureißen. Ich war zwar nie drin, weiß aber, was er gerade den Ostberlinern bedeutet. Aber das ist typisch: Bevor man überhaupt weiß, welche Nutzung ein solcher Schloßbau haben soll, wird die äußere Form verordnet. Fassaden werden völlig abgekoppelt vom Innenleben der Gebäude. Das droht übrigens auch für den Wiederaufbau der Bauakademie.

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