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Die meisten sind für 60-Prozent-Modell

Ministerin Peter: Neue Arbeitsverträge für Lehrer gelten auch nach der Fusion

  • Lesedauer: 3 Min.

Die große Mehrheit der fast 12 000 Grundschullehrer in Brandenburg hat sich in ihr Schicksal gefügt: Fast 78 Prozent von ihnen stimmten dem neuen Beschäftigungsmodell zu. Damit kann ihre Arbeitszeit ab Sommer 1997 bis auf 60 Prozent bei gleichzeitig sinkenden Gehältern reduziert werden. Bildungsministerin Angelika Peter sprach gestern in Potsdam von einem großen Erfolg. Mit diesem „Bündnis für Arbeit“ werde der Verlust Tausender von Arbeitsplätzen wirksam verhindert, sagte die Ministerin.

Hintergrund für das neue Beschäftigungspaket sind die nach der Wende dramatisch gesunkenen Geburtenzahlen. Kamen 1989 in Brandenburg 33 000 Babys zur Welt, so waren es 1993 nur noch 14 000. Im kommenden August drükken nochmals rund 32 000 Erstklässler die Schulbank. Ein

Jahr später sind es nur noch 24 000. Der absolute Tiefpunkt wird mit lediglich 13 000 Einschulungen nach der Jahrtausendwende erreicht. Ohne 60-Prozent-Modell müßte dann mindestens 4000 Lehrern gekündigt werden, betonte Ministerin Peter

Sie „ziehe den Hut“ vor den Lehrern, die der neuen Regelung, wenn auch oftmals zähneknirschend, zugestimmt hätten. Gleichzeitig wehrte sich Frau Peter gegen den weitverbreiteten Vorwurf, die Lehrerschaft wäre eVpreßt worden. Die äußeren Ums'tände wären nun einmal so, daß künftig nicht mehr genug Arbeit für alle vorhanden sei, meinte sie. Gleichzeitig garantierte die Ministerin eine unbefristete Gültigkeit der neuen Arbeitsverträge. Auch bei einer Fusion müsse kein Lehrer einem verbeamteten Berufskollegen aus

Berlin weichen, versprach die Ministerin.

Anders sieht es freilich bei dem knappen Viertel der Grundschullehrer aus, das das Modell ablehnte. Ihnen soll mit einsetzendem Schülerschwund ein erneutes Angebot gemacht werden. Wird dieses wiederum nicht angenommen, ist eine Entlassung nicht mehr ausgeschlossen. Nach Angaben von Frau Peter verweigerten vor allem jene Lehrer ihre Unterschrift, die in wenigen Jahren in Rente gehen. Die höchste Zustimmung für das Vertragsangebot wurde mit deutlich über 90 Prozent in Frankfurt (Oder) erreicht. Ähnlich gut war das Ergebnis in den Kreisen Elbe-Elster und Teltow-Fläming. Dagegen akzeptieren im Kreis Barnim nur 63 Prozent und im Kreis Oder-Spree 65 Prozent der Grundschullehrer das Beschäftigungsmodell. Die recht großen

Gegensätze erklärte die Ministerin mit einem regional unterschiedlichen Rückgang der Schülerzahlen. Im Kreis Barnim mußten im laufenden Schuljahr wegen des größeren Bedarfs sogar neue Lehrer eingestellt werden.

Volle Beschäftigung winkt künftig allen Pädagogen, die sich in einem Sonderprogramm für den Einsatz in Mangelfächern, wie Englisch, Französisch, Kunst und Musik, Politischer Bildung oder Wirtschaftswissenschaften, ausbilden lassen. Damit winke eine stabile Betätigung in anderen Schulstufen und Fächern, versprach Frau Peter Das Programm läuft noch bis zum Jahr 2000. Rund 3000 Lehrer sollen dabei innerhalb eines zweieinhalbjährigen Zusatzstudiums auf ihre neuen Aufgaben vorbereitet werden. 1700 nehmen gegenwärtig daran teil.

BERND BAUMANN

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