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Netanyahus Bumerang

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Auf ewig werde der umstrittene historische Tunnel in der Jerusalemer Altstadt geöffnet bleiben, so Israels Premier am Wochenende. Ein wenig fühlt man sich da an andere Bauwerke und Politiker erinnert. Was mag Benjamin Netanyahu treiben? Jenen Mann, dem man nachsagt, zwar Hardliner, aber auch Pragmatiker zu sein. Der vorgibt, nur ein Ziel zu haben: Israels Sicherheit in Frieden. Und der es in den ersten 100 Tagen seiner Regierung geschafft hat, sein Land wieder an den Rand eines Krieges zu führen. Warum um Himmels Willen, so fragen auch viele Israelis, dieser Tunnel-Kraftakt? Selbst der Generalstabschef der Armee hatte gewarnt, weil man mit einer Explosion palästinensischer Wut rechnen müsse. Vergebens. Ob nun Torheiten nie gesehener Art.

wie Netanyahus Vorgänger Shimon Peres meint, oder bewußte Provokation - der Bumerangeffekt für die legitimen Sicherheitsinteressen der Menschen in Israel bleibt sich gleich. Man wird sehen, ob US-Präsident Clinton beim geplanten Gipfeltreffen ein Machtwort spricht - er dürfte schließlich auch seinen bevorstehenden Wahltermin im Auge haben. Und nur mit einer Tunnelschließung, so symbolisch dieser Akt wäre, ist die explosive Situation ebenfalls kaum zu beruhigen. Mit Recht erwarten die Palästinenser, daß endlich alle bisherigen Autonomievereinbarungen umgesetzt werden. Doch auch da bleiben positive israelische Signale aus. Im Gegenteil. Den längst überfälligen Abzug der israelischen Armee aus Hebron möchten einige Falken aus Netanyahus Umgebung am liebsten auf den Sankt-Nimmerleins-Tag verschieben. Aber auch Yasser Arafat, der gerade viele Punkte bei seinen Kritikern in den eigenen Reihen gutgemacht hat, steht in seiner Rolle als Zauberlehrling vor einem Drahtseilakt; muß es ihm doch gelingen, die Protestgeister, die er rief, wieder zu zügeln, soll der Friedensprozeß im Nahen Osten eine neue politische Chance bekommen. Dafür sind am Wochenende Zehntausende Israelis auf die Straße gegangen. Vielleicht das hoffnungsvollste Zeichen der vergangenen Stunden.

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