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Ein Zuhause in Deutschbaselitz

  • Lesedauer: 2 Min.

»In Deutschbaselitz ist meine Seele«, schwärmt Fazlic, der früher in der Geschäftsführung einer Schuhfabrik gearbeitet hat und im ehemaligen Jugoslawien acht Jahre lang kommunistischer Parteisekretär war. Eigentlich würde er sich immer noch als Jugoslawe fühlen, wenn die Serben die Idee von Jugoslawien nicht nationalistisch mißbraucht hätten. So sei er nun Bosnier Und Moslem? Ja, im Herzen, aber die Regeln sieht Fazlic nicht so streng.

In der alten Heimat werde die Religion nun aus ideologischen Gründen stärker betont - wegen der Identitätspflege und der von der politischen Führung verordneten Abgrenzung zu den anderen Gruppen dieses in sich zerrissenen Landes. »Ich trinke, ich esse, ich helfe anderen Leuten«, beschreibt Fazlic seine Lebensmaxime. Bock schätzt den umtriebigen Idealisten, der seinen Landsleuten hilft, sich in der Fremde zurechtzufinden.

Im Regal des Klubraums der Flüchtlinge steht der Siegerpokal des diesjährigen Pfingst-Turniers von Deutschbaselitz: Die bosnische Mannschaft hat unter zwölf Teams den ersten Platz gemacht. Und SV Aufbau wurde dank der Verstärkung aus Bosnien Fußball-Kreismeister. »Das sind Steher, die kämpfen bis zum Umfallen«, bemerkt Bock anerkennend und fügt hinzu, diese Eigenschaft habe sich leider auf dem Balkan verheerend ausgewirkt. In Deutschbaselitz lebt sich die Kampfkraft anders aus, eine Kegelbahn wurde gerade fertig, an der sich der Landessportbund großzügig mit Fördermitteln beteiligt hat. Bis jetzt war hier Integration angesagt - alles vorbei?

Protest vorm Bundesratsgebäude in Bonn

Der Sächsische Landtag muß sich in der nächsten Woche des Themas annehmen, denn die PDS-Fraktion hat einen dringlichen Antrag eingebracht, demzufolge die Rückführung von bosnischen Kriegsflüchtlingen frühestens ab 30. April 1997 beginnen soll. »Die zur Zeit in Gang gesetzte Rückführung in eine Ungewisse Zukunft ist aus humanitären Gründen nicht zu vertreten«, heißt es in der Begründung des Antrags.

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