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Münchner Schmierentheater

Bremen stürzte den Tabellenführer in eine weitere Krise / Der VfB Stuttgart wieder die Nr. 1 Von Jürgen Holz

  • Lesedauer: 3 Min.

Spätestens seit Sonnabend 17.1.5 Uhr brennt beim selbsternannten,' Titelfavoriten Bayern München wieder die Luft. Das 0:3 in Bremen war nach dem »Aus« des Cupverteidigers schon in der ersten Runde des UEFA-Pokals eine weitere Bankrotterklärung. Während der VfB Stuttgart als neuer Spitzenreiter nach dem 5:2 bei den Münchner »Löwen« mit Klassefußball besticht, verkommt der »FC Hollywood« von der Isar mehr und mehr zum Schmierentheater.

Da greift »Super-Mario« Basler den Co-Trainer Klaus Augenthaler, der nach der Schmach nicht zu bremsen war und die Elf als »Blinden- und Taubstummenteam« abkanzelte, an (»Der soll sich erst mal ausschlafen, bevor er etwas sagt«); da spielt Lothar Matthäus die »beleidigte Leberwurst«, startet Jürgen Klinsmann nach seinen »Ladehemmungen« eine Interview-Offensive gegen eine vermeintliche Kampagne, weil er vermutet, daß im Klub gegen ihn gearbeitet wird. In dieser Ansammlung verwöhnter Neurotiker, die sich für Fußballprofis halten, wird offensichtlich eines vergessen: nämlich Fußball zu spielen. Sie kassieren Millionen und bieten Dorfanger-Gekicke!

»Wir spielen einen Scheißdreck zusammen«, kritisierte Bayern-Manager Uli Hoeneß die Millionen-Truppe. Und Präsident Franz Beckenbauer, der den Trip

nach Bremen nicht mitgemacht hatte, erschien am Sonntag morgen unangemeldet zum Training in München und kündigte Ungemach an: »So etwas wie im letzten “Jahr'wird es nicht mehr geben. Jetzt werden wir knallhart durchgreifen.«

Derweil freut sich der zweifache Bremer Torschütze Andreas Herzog ohne Häme, seine in München ignorierten Künste vorgeführt zu haben: »Die beiden Tore waren eine Genugtuung.« Genugtuung eines Rückkehrers für die monatelangen Demütigungen an der Isar.

Bei den “Bremern hat nach den stürmischen Zeiten mit dem glücklosen niederländischen Trainer de Mos dessen Nachfolger Hans-Jürgen Dörner die Hanseaten in ruhiges Fahrwasser gesteuert. Der Ex-Dresdner, bisweilen als »Beckenbauer des Ostens« bezeichnet, hat in seiner bedächtigen Art auch einen personellen Umbruch eingeleitet und etliche Spieler aussortiert. Doch bei aller Sachlichkeit, so »Dixie« Dörner, »Beamtenfußball dulde ich nicht. Ich bin sicher ein eher ruhiger Trainertyp, aber das täuscht auch. Ich bin ehrgeizig.«

Wie in Bremen so herrscht auch bei den Stuttgartern eitle Freude. Der VfB avanciert mehr und mehr zum »Zauberteam der Liga« und beweist eigentlich nur, wozu eine Mannschaft auch mit Stars fähig ist, wenn die innere Harmonie nicht selbst demontiert wird. Zu den gro-ßen Gewinnern der 8. Runde gehörte auch das rheinische Erfolgstfio mit Leverkusen (2:1 bei Schalke), Köln (2:0 ge-

Schoß Bayern ab: Andreas Herzog Foto: dpa

gen Bochum) und Düsseldorf (1:0 gegen Mönchengladbach) - und Schlußlicht Freiburg, das nach sechs Niederlagen in Folge mit dem 1:0 über Hansa Rostock die »Rote Laterne« an Bielefeld abgab.

Übrigens: Am Mittwoch empfängt Mönchengladbach die Münchner Bayern im DFB-Pokal. Vorhang auf für ein neues Bild im bayerischen Schmierentheater?

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