Ludwigshafen (ND-Roos). »80 Prozent sind 20 Prozent zuwenig«, rief der stellvertretende BR-Vorsitzende der BASF Ludwigshafen, Wolfgang Daniel, den fast 20 000 Kolleginnen und Kollegen zu, die sich am Mittwoch während ihrer Mittagspause vor dem Tor 2 des Chemie-Betriebs zu einer einstündigen Betriebsversammlung eingefunden hatten. Der Vorstand der BASF hatte sich am Dienstag gegen die Forderung des Betriebsrats entschieden, das Verfahren der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall in einem Tarifvertrag zu regeln und bis dahin die neugeschaffenen gesetzlichen Möglichkeiten nicht anzuwenden.
»Damit hat sich die BASF in die Reihe der Scharfmacher im Arbeitgeberlager eingereiht, die aktiv eine Gesellschafts-
politik des vorigen Jahrhunderts unterstützen - die Mehrklassengesellschaft«, so der Wortlaut in der Betriebsratsinfo. Der Arbeitnehmervertretung war es nicht möglich gewesen, den Vorstand davon zu überzeugen, daß die Folgen einer solchen Politik dem Betrieb langfristig schaden. Durch die Kürzungen will das Unternehmen etwa 10 Millionen DM jährlich einsparen - obwohl die Fehlzeitenquote durch eine Vereinbarung mit dem Betriebsrat aus dem Jahre 1994 um ein auf 4,5 Prozent gesenkt werden konnte. »Wir sind vom Vorstand enttäuscht«, sagte der Betriebsratsvorsitzende Volker Obenauer. Der Vorstand habe die Verhandlungen der Tarifpartner nicht abgewartet und wolle somit ein Exempel statuieren.
Mit allen Mitteln werde man für den Erhalt der Lohnfortzahlung kämpfen, betonte der Geschäftsführer der IG Chemie, Papier, Keramik Ludwigshafen, Uli Küppers. Er fragte, ob der Vorstandsvorsitzende der BASF, Strube, das gleiche Desaster wie Herr Schrempp von Daimler-Benz erleben wolle. Wenn bei den geplanten Gesprächen am 25. Oktober und 5. November 1996 keine positiven Ergebnisse erzielt würden, sei die Zeit der sozialen Partnerschaft vorbei.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/630509.basf-werker-wollen-prozent.html