nd-aktuell.de / 14.10.1996 / Politik

Rechtsradikale demolierten Diskothek

Vier Überfälle in Berlin und Brandenburg

(ND). Am vergangenen Wochenende waren in Berlin und Brandenburg wieder Schlägertrupps unterwegs, die sowohl der rechten als auch der linken Gewaltszene zugerechnet werden.

Erster Fall in Hohenschönhausen. Eine Gruppe von 30 bis 40 Jugendlichen aus der rechten Szene randalierte in der Nacht zum Sonntag in der Diskothek »East« in der Ferdinand-Schultze-Straße in Hohenschönhausen. Die Schläger drangen nach Polizeiberichten gegen 23 Uhr blitzartig in die Disco ein, verprügelten einen Türsteher und zerschlugen Inventar Die Aktion dauerte nur wenige Minuten. Nach Verlassen der Diskothek

feuerten die Jugendlichen Feuerwerkskörper ab und rasten mit mehreren Autos davon. Als die Polizei eintraf, waren die Täter über alle Berge. Es wird wegen Landfriedensbruchs ermittelt.

Ein zweiter Fall von Landfriedensbruch ereignete sich in Friedrichshain. Rund zehn vermummte Personen warfen am Samstag abend Pflastersteine auf ein Lokal in der Rigaer Straße. Eine Scheibe aus verstärktem Glas wurde beschädigt. Festnahmen gab es auch hier nicht. Die Polizei vermutet einen linksradikalen Hintergrund. Das Lokal war in der Vergangenheit mehrfach angegriffen worden. Zuletzt wurde es am 29. September attackiert.

Bei vermutlich rechtsextremistisch motivierten Überfällen auf zwei Jugendclubs im Landkreis Uckermark sind am Wochenende drei Personen verletzt worden, darunter ein 36jähriger Mann schwer Fünf Jugendliche wurden festgenommen. Ein rechtsextremistischer Hintergrund sei nach Auffassung der Brandenburger Staatsanwaltschaft

»höchstwahrscheinlich«. Von einem Jugendlichen liege ein Teilgeständnis vor.

In der Nacht zu Samstag waren 14 Jugendliche gegen 1 Uhr in das kirchliche Jugendzentrum in Sternhagen eingedrungen. Der 36jährige Leiter der Einrichtung wurde zusammengeschlagen und mußte mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht werden. Auf dem Hof wurde ein Auto zerstört.

In der Gemeinde Klockow waren kurz zuvor etwa sieben bis acht Jugendliche in einen Club eingedrungen. Nachdem sie mit Baseballschlägern die Einrichtung zertrümmert und ein Videogerät entwendet hatten, wurden zwei anwesende Jugendliche mit Fäusten ins Gesicht geschlagen und leicht verletzt. Die Täter entkamen unerkannt.