Legenden

Als Legende bezeichnet man ein Märchen, eine Sage. Wörtlich aber heißt Legende (lat. legendum) »Das zu Lesende«. Wie kam es zu diesem Bedeutungswandel? In den Klöstern wurde und wird beim gemeinsamen Mittagund Abendessen etwas vorgelesen. Das ist vernünftig, denn, wie schon meine Mutter sagte, beim Essen spricht man nicht. Man könnte lachen, sich verschlucken, ersticken, und das war's dann. Was aber soll man im Kloster vorlesen?

Liebesgeschichten und Abenteuerromane eignen sich nicht. Etwas Erbauliches muß es sein mit Vorbildwirkung. Man griff also auf eine Literaturgattung zurück, die es bereits seit dem frühen Mittelalter gab, die Lebensbeschreibungen von Heiligen. In ihnen, so sagen die Historiker, stimmt fast nichts, au-ßer ein paar Orts- und Personennamen. Warum aber wurde solches Zeug aufgeschrieben? Der oder die Heilige hat doch gar nichts mehr davon. Die Nachfahren schon, denn Heilige machen den Ort zum Wallfahrtsort, bringen P...


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