- Politik
- Claus Peter Flor beim Deutschen Symphonie-Orchester
Vom Feuerkopf zum Meister
Just am 100. Todestag Anton Bruckners hat das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin (DSO) eine Sinfonie des österreichischen Meisters aufs Programm gesetzt: Seine Erste in c-Moll. Selbstverständlich gehören Bruckner-Sinfonien zum Repertoire des Orchesters, zumal unter seinem prominenten Gastdirigenten Günter Wand herausragende Aufführungen zu hören waren. Um so reizvoller, daß am Jubiläumstag der Brucknersche Erstling einem jungen Dirigenten anvertraut wurde: Claus Peter Flor, der als Chef des Berliner Sinfonie-Orchesters hier noch in bester Erinnerung ist. Seit seinem Weggang vom BSO hat er eine beachtliche Dirigenten-Karriere in Europa, Japan und den USA gemacht. Aus dem Feuerkopf ist ein Meister geworden, der genau zu disponieren versteht, der engagiert zu führen weiß.
So hinterließ auch sein jüngstes Berliner Konzert in der Philharmonie einen sehr guten Eindruck. Da überzeugte vom ersten Takt an der Ernst, das konzentrierte Engagement, mit dem sich Flor der Brucknerschen »Ersten« widmete, die in verschiedenen Fassungen vorliegt. Flor bevorzugte die frühere, die Linzer Fassung dieses Werkes, die einst vom Komponisten selbst 1868 an seinem damaligen Wirkungsort zur Uraufführung gebracht wurde. In Flors Gestaltung erhielt das Werk durchaus forsche Züge, wirkte straff, energisch, hatte aber auch lyrische Dichte sowie in allen Sätzen Schärfe, Transparenz des Klanglichen: eine erstaunlich moderne Gestaltung, bei der sich das Orchester von seiner besten Seite zeigen konnte.
Im zweiten Teil des Abends frönte der Dirigent seiner bekannten Vorliebe für Vokalsinfonisches. Und er traf eine gute Wahl: Es erklang das »Stabat mater« des Polen Karol Szymanowski (1925 entstanden, sparsam mit Klängen und Melos umgehend, von ungemeiner Dichte). Hier waren ausgezeichnete Solisten (die Sopranistin Claudia Barainsky, die Altistin Jane Henschel, der vorzügliche Bariton Siegfried Lorenz) und der von seinem Chef Robert Gritton ausgezeichnet vorbereitete Rundfunkchor Berlin zusammen mit dem kammermusikalisch transparent agierenden Orchester kompetent am Werk. Flor sorgte für eine sehr eindringliche, genau akzentuierende Wiedergabe eines Werkes, das auf eigene, durchaus polnisch national gefärbte Weise von den Klängen der frühen Bruckner-Sinfonie zur Musik unseres Jahrhunderts führte. Auch hier kamen Werk und Interpretation bei den Hörern sehr gut an.
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