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  • Politik
  • Die Sudetendeutschen, das Selbstbestimmungsrecht, Nürnberg und die Bonner Regierung

Ein[ Brief aus Prag

  • Lesedauer: 2 Min.

Zu »Einzeltäter- Einzelmeinung« von Manfred Weißbecker (ND vom 12. September):

Das politisch-revanchistische Märchenbuch vom Autor F.P. Habel, das Manfred Weißbecker kommentiert hat, ist zwar geeignet, Dumme noch dümmer zu machen, aber gefährlich, weil es doch wohl den Zweck verfolgt, für eine deutsche Invasion - welche und wie auch immer - unserer Tschechischen Republik den innenpolitischen Boden zu bereiten. Solche Bücher werden also in Deutschland angesichts einer bevorstehenden »Versöhnungserklärung« editiert und geduldet. Herr Habel lügt das Blaue vom Himmel herab, um die Geschichte der Vor- und Nachkriegszeit umzudrehen und zu: verfälschen: Das also bezeichnet man im Deutschen als »Aufarbeitung der Geschichte«.

Herr H. bemüht sich vergeblich, den Nürnberger Kriegsverbrecherprozeß und seine Resultate zu leugnen: Im Buch der Geschichte kann man nicht radieren (das gibt Flecke). In Nürnberg wurde nachgewiesen und protokolliert, daß die beiden Hauptwaffen Hitlers gegen die Tschechoslowakei einerseits die Auseinandersetzungen zwischen Tschechen und Slowaken, andererseits die hitlertreuen Sudetendeutschen (es gab auch viele Hitlergegner) und ihre Politik waren: Die zweite Hauptwaffe Hitlers wurde durch den Abschub heim ins (ehemalige) Reich »unschädlich gemacht«. Doch wie man Menschen vertreibt, das haben doch die damaligen deutschen Machthaber und ihre Vasallen wie Henlein schon 1938 gezeigt, als 130 000 Menschen, darunter 11 000 deutsche Hitler- und Henlein-Gegner, auf der Grundlage »Schwarzer Listen« und nach meist blutigen Hetzjagden vertrieben wurden. Herr Habel hat offenbar Schwierigkeiten mit Zehnerpotenzen, wenn er von nur 120 oder 140 Tschechen schreibt!

Herr H. möge uns Tschechen unseren Nationalstolz belassen - wir machen ihm auch seine böswillige Unfähigkeit, in wahrheitsgemäßen historischen Kategorien und Zusammenhängen denken zu können, nicht streitig! Aber Herr H. und seine Auftraggeber mögen uns und unserer Regierung, auch der deutschen, nicht das Stück Hoffnung und Erwartung wegnehmen, wieder für sehr lange Zeit, besser für alle Zeiten, vorbehaltlos friedlich und souverän als gute Nachbarn zu leben. Josef Cisler, Praha 1

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