»Versöhnte Einheit« auf nassem Untergrund
15 000-Mark-Rechmmg brachte Gemüter in Wallung Von Andreas Gerlof
Foto: Heike Niemeier
Das Gemeindehaus
Die Kirchengemeinde Alt-Staaken braucht Handwerkerrechnungen für fehlgeschlagene Trocknungsarbeiten an der zur Bemalung vorgesehenen Südseite ihres Gotteshauses nicht zu bezahlen. So lautete das Urteil des Landgerichtes Berlin, das damit in erster Instanz vor wenigen Tagen einen zweijährigen Rechts-.streit entschied. Auch wenn damit Forderungen an die West-Staakener Gemeinde von 15 000 DM vom Tisch sind bei Pfarrer Norbert Rauer stellt sich nur zögerlich Erleichterung ein. Zum einen wirkj; der Schock der Rechnungslegung, nach, denn die betreffende Firma hatte den Auftrag überhaupt nur nach einem Spendenversprechen von 30 OÖÖ DM erhalten. Statt der versprochenen Spende lieferte sie Pfusch nebst Rechnung. Zum anderen hat sich durch die handwerkliche Fehlleistung das Problem mit der feuchten Wand noch verschlimmert: »Die neuen drei Muschelkalkschichten wurden zu schnell hintereinander aufgetragen und müssen jetzt wieder entfernt werden,« erklärt Pfarrer Rauer die Misere. Bei einem Gemeindeetat von 5000 DM jährlich ein Vorhaben, das erneut nur mit Spendengeldern zu bestreiten sein
wird. Allein die bisherigen Gemäuer-Analysen und Mauerwerk-Vorbereitungen kosteten bereits 12 000 DM.
Fast makaber mutet das Geschehen an, erinnert man sich der Zielstellung der ganzen Aktion: Der lange Jahre in der
DDR lebende, mittlerweile 97jährige Italiener Gabriele Mucchi möchte auf die Kirchenwand das Bild »Versöhnte Einheit« malen. Vor der Staakener Grenzlandschaft sind darauf Humanisten und Philosophen des Mittelalters zu sehen. Er will künstlerisch Persönlichkeiten vereinen, die damals wie Feuer und Wasser zueinander standen. Bisher wirkt das Geschehen um die kleine Gemeinde, die bis
1989 auf DDR-Seite an die Berliner Mauer grenzte und deren Territorium seit
1990 zum Bezirk Spandau gehört, eher wie ein ganz besonderes Vereinigungsproblem denn Symbol der »Versöhnten Einheit«.
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