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Tischlerlehre im Knast

Bessere Haftbedingungen für junge Gefangene in der »Schwarzen Pumpe« Von Karin Wenk

  • Lesedauer: 2 Min.

Nicht nur die Luft in Schwarze Pumpe bei Spremberg ist besser, seit die dicken Schornsteine des einstigen Kombinats aufgehört haben, schwarze Rauchwolken auszustoßen. Auch bei der Unterbringung und der Betreuung der Gefangenen im Knast, direkt neben den großen Schloten gelegen, hat sich einiges getan. So können jugendliche Gefangene heute in einem einjährigen Lehrgang das Tischlerhandwerk kennenlernen. Träger der Werkstatt ist die Berliner Universal Stiftung Helmut Ziegner

Die Tischlereleven haben Delikte wie Raub oder räuberische Erpressung auf dem Kerbholz und müssen oft mehrjährige Haftstrafen absitzen. »Mir macht es Spaß, hier zu arbeiten«, sagt Mike. Wegen versuchten Mordes zu drei Jahren

verurteilt, hat der 18jährige bereits in der U-Haft in Luckau und Brandenburg verschiedene Kurzlehrgänge genutzt. Ebenso wie Mike ist auch Andy, 19 Jahre alt, froh, einen Platz in der Tischlerwerkstatt in Spremberg bekommen zu haben. Von seinen 2 Jahren und sechs Monaten wegen räuberischer Erpressung hat er bald zwei Drittel abgesessen. »Dann habe ich mir vorgenommen, wirklich eine Lehre als Tischler durchzustehen«, sagt Andy

Die wenigen Plätze in der Tischlerei sind begehrt. Denn von den mehr als 500 Insassen in der Pumpe sind etwa 150 Jugendliche. Ein großer Teil von ihnen dreht ebenso wie die erwachsenen Gefangenen den ganzen Tag Däumchen. »Etwa die Hälfte der Inhaftierten in Spremberg ist unbeschäftigt, weil zu wenig Arbeitsplätze vorhanden sind. Da hilft auch das beste Freizeitangebot nicht«, benennt Anstaltsleiter Günter Tübben ein

Problem des Spremberger Gefängnisses. Zudem sind die Gefangenen bis auf wenige Ausnahmen ausschließlich in Gemeinschaftsunterkünften untergebracht. Das heißt, sieben bis acht Personen teilen sich einen Haftraum und eine Sanitärzelle.

Das gehört zum Erbe aus DDR-Zeit. Der bereits 1956 auf einem riesigen Gelände errichtete Knast galt als Haftarbeitslager für das Braunkohlenkombinat Schwarze Pumpe. Die Insassen arbeiteten im Tagebau. Sie waren lange Zeit in Holzbaracken untergebracht. Erst kurz vor der Wende wurden zwei größere Steingebäude errichtet. Hier waren dann 15 bis 17 Gefangene in einem Raum untergebracht. Heute arbeiten etwa 60 Gefangene innerhalb der Mauer für zwei Unternehmen der Region. Ein Teil der Gefangenen, die bereits im offenen Vollzug sind, haben im Küchentrakt und in der Anstaltsgärtnerei Beschäftigung gefunden. 40 Gefangene erhalten eine Arbeitstheraphie im Holzbereich.

1997 ist der Neubau einer Halle mit 60 bis 80 Arbeitsplätzen vorgesehen. Zusätzlich zur Tischlerei will die Ziegner-Stiftung hier Ausbildungswerkstätten für Maler, Elektrotechniker sowie Gartenund Landschaftsgestalter einrichten.

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