nd-aktuell.de / 22.11.2004 / Brandenburg
Vorletzter Konsum sinkt ins Grab
Konkursgericht besiegelte nach zwölf Jahren Ende der Genossenschaft in Frankfurt (Oder)
Wilfried Neiße
15 Jahre nach der Wende gibt es noch den DDR-bekannten Konsum noch - theoretisch jedenfalls. Doch das Ende zeichnet sich ab: Die vorletzte Konsumgesellschaft Brandenburgs meldete Insolvenz an. Der Konsumgenossenschaft Frankfurt/ Oder wurde jetzt vom Konkursgericht der Totenschein ausgehändigt.
Noch Anfang der 90er Jahre hatte sie über 100000 Mitglieder. Wer damals 50 Mark einzahlte, war dafür entsprechend am Umsatz beteiligt. So dachte man sich das. Doch schon im April 1992 erwies sich das Unternehmen als zahlungsunfähig und teilte damit das Schicksal fast aller anderen Konsumgenossenschaften. Wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse schwebte das Insolvenzverfahren zwölf Jahre lang. Filialen wurden zu DDR-Zeiten häufig auf Grundstücken errichtet, die eigentlich anderen gehörten.
Aber selbst mit den Arealen, die den Genossenschaften verblieben, konnte in schwer gebeutelten Regionen kaum Gewinn erzielt werden. Dass die Frankfurter Mitglieder trotz ihrer erworbenen Anteile keine Chance auf Auszahlung haben, ließ der Insolvenzverwalter bereits wissen.
Am 15. Oktober meldete der Konsum Königs Wusterhausen ebenfalls Insolvenz an. Auch hier steht die Zusage von sechs Prozent Zinsen, die gutgeschrieben wurden, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nur auf dem Papier.
In den Seilen hält sich noch die Brandenburgische Konsumgenossenschaft in Potsdam. Mit ihren 185 Immobilien überlebte sie. Entweder man nutzt diese Gebäude selbst oder man vermietet sie. Die rund 38000 Mitglieder dürfen jedoch weder mit Konsummarken, noch Treueprämien oder Umsatzbeteiligung rechnen.
Das relativ große Unternehmen entstand aus einst zwölf Kreis-Konsumgenossenschaften des früheren Bezirkes Potsdam, die Ende der
90er Jahre noch 23 Verkaufsstellen hatten, unter anderem in Pritzwalk, Wittstock, Kyritz und Neuruppin. Dort, wo noch gehandelt wird, steht »KG Trend« über der Eingangstür. Das alte Konsum-Zeichen wurde kurz nach dem Ende der DDR abgeschafft, weil es als »nicht mehr zeitgemäß« galt. Es hatte einen stilisierten Schornstein und den Bogen einer Sichel gezeigt.
Zu DDR-Zeiten besaß fast jedes Dorf seinen Konsum. Solche Filialen auf vielleicht 20 Quadratmetern mussten nach Aussage von Fachleuten schon allein deswegen schließen, weil dort Lagerfläche fehlte und »kein Lieferant für eine Kiste Spee vorbeikommt«. Wo heute noch verkauft wird, da sind die Läden zwischen 700 und 2000 Quadratmetern groß und liegen in der Regel in Kleinstädten.
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