Ein modernes Immobilen-Märchen

Lebensart: Macht und "Machmit!" als Mittel zur Revolutionierung der Eigentumsfrage

Es war einmal eine Gesellschaft, die bestand aus allen - gut, fast allen - Menschen, die auf dem Gebiet lebten, das die Gesellschaft als ihr Territorium abgesteckt hatte. Alles - bis auf die Kleider und das Auto, in dem der Einzelne sich und seine Kleider und vielleicht seine Freunde umher fuhr - sollte allen gehören, bestimmte diese Gesellschaft. Auch das Land, die Gebäude, die darauf standen, die Wohnungen, die in diesen Gebäuden waren. Obwohl allen alles gehörte, hatten die Häuser und Wohnungen die Tendenz, immer unwirtlicher, schmuddeliger und trister zu werden. Irgendwann überlegte es sich die Gesellschaft deshalb anders. Für Häuser und Grundstücke wurden Gesellschaften gegründet, denen diese Häuser und Grundstücke allein gehören sollten. Ihnen wurde Geld gegeben, damit sie ihr Eigentum verschönern und selbst durch Vermietung mehr Geld einnehmen könnten. Die jedoch, denen vorher alles auch mit gehört hatte, gingen jetzt leer aus. Ein paar von ihnen, ein paar Tausende, Zehntausende, vielleicht sogar Hunderttausende, durften immerhin diese Häuser vermessen, verwalten und verschönern. Und sie bekamen Geld dafür. Weil es aber Ansprüche von anderen auf diese Häuser und Grundstücke gab, wurden sie nach und nach aus dem Bestand der Gesellschaften herausgelöst. Die Menschen, die diese Häuser bislang vermessen, verwaltet, verschönert hatten, wurden nicht mehr gebraucht; wie von den Häusern trennte sich die Gesellschaft auch von ihnen. Die Gesellschaft, der diese Gesellschaft wiederum gehörte - es war eine Pluralität von Gesellschaften ausgerufen -, diese übergeordnete Gesellschaft namens Kommune hatte nun herausgefunden, dass sie sehr schnell sehr viel Geld einnehmen könnte, wenn sie durch die Gesellschaft, der die Häuser und Grundstücke gehörten, eben diese verkaufen ließ. Es wurde verkauft und verkauft. Mit den Häusern wurde sich natürlich von den Menschen getrennt, die die Häuser einst vermessen, verwaltet - Sie kennen das ja bereits. Für viele derer, die einst die Häuser verwalteten, denen sie - wir erinnern uns - früher sogar irgendwie gehört hatten, reichte das, was sie jetzt erhielten, nicht einmal, um in diesen, nun häufig sehr schönen, allerdings oft leer stehenden Häusern wohnen zu bleiben... Eines fernen Tages, so sagte ein Geschichtenerzähler mit langem weißem Bart, werden die Häuser wieder euch und euren Kindern gehören. Doch ihr müsst um sie kämpfen. Und ihr müsst danach auch darum kämpfen, sie wieder verschönern...

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