• Politische Morde

Wilhelm von Oranien

Delft, 10. Juli 1584. In dem idyllischen Städtchen, das zwischen Rotterdam und Den Haag liegt, residiert der Statthalter der Niederlande, Wilhelm von Oranien. Nach dem Mittagessen will er sich in die oberen Gemächer seines Domizils zurückziehen. Doch im Treppenhaus lauert ihm ein fanatischer Katholik namens Baltazar Gerard auf, der ihn mit zwei Pistolenschüssen tötet. Wilhelm, der Begründer des niederländischen Staates, war 1533 im hessischen Dillenburg als Sohn des protestantischen Grafen Wilhelm des Reichen von Nassau geboren worden. Er erbte 1544 die Güter seines Vetters Rene von Oranien und wurde fortan in Brüssel erzogen. Hier trat er vom lutherischen Bekenntnis zum katholischen Glauben über. Die Niederlande gehörten zum Reiche des Königs Philipp II. von Spanien, der Wilhelm 1560 zum Statthalter der Provinzen Holland, Seeland und Utrecht ernannte. Als Philipp mit einer rigorosen Rekatholisierung der Niederlande begann, geriet Wilhelm in Opposition zum König. Philipp entsandte seinen Feldherrn Alba, der in den Niederlande ein Schreckensregiment errichtete. Wilhelm floh und stellte in Deutschland ein Heer auf, mit dem er gegen die spanische Fremdherrschaft kämpfte. Die Aufständischen im Lande (die Geusen) unterstellten sich seiner Führung. In Holland und Seeland proklamierte man ihn zum Statthalter. In der Utrechter Union einigte Wilhelm die sieben nördlichen Provinzen, die sich 1581 von Spanien lossagten. Wilhelm war unterdessen zum lutherischen Bekenntnis zurückgekehrt, schloss sich aber dann dem in den nördlichen Niederlanden dominierenden Calvinismus an. Hartnäckig, aber vergeblich rang er um religiöse Toleranz. Drei Attentate überlebte er. Der vierte Attentäter, der Franzose Gerard, gab sich als verfolgter Hugenotte aus und gewann so das Vertrauen Wilhelms. Der Statthalter gab ihm Geld - und dieser kaufte sich dafür die Pistolen, mit denen er seinen Gönner ermordete. Den Holländern gi...

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