Zwischen Nike und PISA

Von Thomas Wieczorek

  • Lesedauer: 2 Min.
Nike ist eigentlich ein Sportschuh. Für zig Millionen Jugendliche weltweit ein Zauberwort: Jener Modeartikel, mit dem auch bei uns viele Knirpse mehr Eindruck schinden wollen als mit schulischen oder sportlichen Leistungen. Nike - das ist quasi die amerikanische Übersetzung von PISA. Nun trat Nike-Chef Phil Knight (66) zurück, der Mann, der in 40 Jahren aus der kleinen Klitsche in Oregon einen Weltkonzern, sich selbst zum mehrfachen Milliardär und einige Sportler reich machte. Nike ist nach Meinung der bekannten Globalisierungskritikerin Naomi Klein entschlossen, »die Sportligen, die Olympischen Spiele, ja sogar die Athleten zu verdrängen und sich selbst an ihre Stelle zu setzen«. Knights wichtigstes Geschöpf war die Basketball-Legende Michael Jordan. Nike steckte ihn 1979 in Schuhe, die wegen der Farbe Schwarz den Regeln der NBA-Profiliga widersprachen, zahlte die 5000 Dollar Strafe pro Spiel, baute in der TV-Werbung die verbotenen Treter zum Mythos aus und machte mit ihnen allein im ersten Jahr 100 Millionen US-Dollar Umsatz. Show statt Sport auch bei Olympia 1992 in Barcelona bei der Siegerehrung des US-amerikanischen Dreamteams um jenen Michael Jordan. Das auf den Trainingsjacken prankende Logo des Konkurrenten und Nationalteam-Sponsors Reeboks verdeckten die Nike-Stars um Jordan mit US-Flaggen über den Schultern, was von vielen sogar für »Patriotismus« gehalten wurde. Die Liste der halbseidenen PR ist ellenlang. Glanzstück war der 10-km-Skilanglauf-Auftritt des umgeschulten kenianischen Mittelstreckenläufers Philip Boit bei Olympia 1998 in Nagano. Boit wurde Letzter - aber »der Farbige im Schnee« wurde fast mehr umjubelt als Sieger Björn Dählie. Kein Wunder also, wenn sich an dem Nike-Umsatz bei uns eher die Zahl der jugendlichen Diskobesucher als die der Nachwuchssportler ablesen lässt.
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