Ausgezeichnete Kita vor dem Aus

Die Senatsschulverwaltung will »Paliluga« in Friedrichshain schließen

(ND-Heinz). Im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist diese Kindertagesstätte einzigartig. Erst vor zwei Jahren erhielt die integrative Kita »Paliluga« eine Auszeichnung der Freien Universität. Und nun soll gerade dieser gemeinsame tägliche Treffpunkt für kranke und gesunde Kinder im Sommer 2005 geschlossen werden. Weil die Kita nicht in den »Masterplan« der Senatsschulverwaltung passt. »Im Zuge der Einrichtung von Ganztagsschulen und der damit verbundenen Verlagerung der Horts müssen öffentliche Kitas geschlossen werden«, teilte Senator Böger uns im Juni lapidar mit«, berichtete Kita-Sprecher Sven Früholz. Gestern protestierte er mit anderen Müttern und Vätern und ihren Kindern gegen die geplante Schließung der Vorzeige-Kita in der Palisadenstraße 33. Sie halten Böger vor: »Die Kita ist eine der qualitativ besten Einrichtungen des Stadtbezirks und noch dazu die einzige dieser Art. Dies belegt eine Evaluationsstudie der Freien Universität aus dem Jahr 2002.« »Wo wird denn unser David weiterhin so kompetent betreut?«, fragt Sven Früholz. Sein viereinhalbjähriger Sohn leidet an einer seltenen Nierenerkrankung. Und nicht nur Sven Früholz Kind würde im nächsten Jahr dann nach dem Willen der Schulverwaltung nicht wissen, wohin. Auch weitere 50 Kinder, darunter zwei Epileptiker, könnten nicht mehr liebevoll von den acht Erzieherinnen und der Köchin umsorgt werden. Zwar existiert gleich in der Nachbarschaft eine zweite Kindertagesstätte, aber die hat laut Früholz inzwischen einen freien Träger. So könnte auch »Paliluga« überleben. »70000 Euro Sanierungskosten wären aber schon nötig«, kalkuliert der junge Vater. Und eine Zusammenarbeit mit der Nachbar-Kita, die nach Fröbel arbeitet, kann man sich bei »Paliluga« nicht vorstellen. Hier geht es »reggio-orientiert« zu. Sven Früholz erläutert: »Nach dem zweiten Weltkrieg fanden Bürger der norditalienischen Stadt Reggio Emilia einen Panzer, den sie verkauften. Von dem Geld bauten sie einen Kindergarten.« Loris Malaguzzi, Jahrgang 1920, leitete diesen ersten Kindergarten nach der »Reggio-Pädagogik«. Die stellt das Recht des Kindes auf Erziehung und Bildung in den Mittelpunkt, unabhängig von seinen körperlichen, sozialen oder gesellschaftlichen Voraussetzungen. Die Umgebung soll anregen und autonomes Lernen ermöglichen. »Das sollen unsere Kinder jetzt aufgeben«, klagen die Eltern in einem Brief an Bildungssenator Böger. Gleichzeitig regen sie an: »Freie Träger wie das Jugend- und Sozialwerk Oranienburg sind bereit, Paliluga zu übernehmen. Und die Erzieher sind bereit, aus dem öffent...

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