nd-aktuell.de / 08.12.2004 / Kultur

Arbeiter

Siegfried Graupner tot

Bauhelm und Krawatte. So lügen Fotos (Archiv). Graupner war kein Mann für Krawatten. Eher fürs Blauhemd. Quasi lebenslang. Was Täve für den Sport bleibt, war Siggi für Jugendbrigaden. Ein untergegangenes Wort. Sosa: Talsperre des Friedens; dann Schwedt, Lubmin. Das Leben war eine Großbaustelle. Immer am liebsten alles auf Anfang. Er war Arbeiter, also kein gemachter Mann; dass er ein (zeitungs)gemachter Held wurde, hatte mit staatlicher Sehnsucht zu tun: Arbeit als Wert, Aufbau als Erfüllung, Ansporn als wichtigster Erzieher. Arbeit war wichtiger als die Ökonomie. Unlösbar das, für den Staat. Unvergesslich für viele, die trotzdem (gerade deshalb!) gern, gierig, suchend zur Arbeit gingen. Graupner ging darin auf. Seine Sache: lauteres Ethos, wir Journalisten sahen Chancen auf lautes Pathos. Das die Unlösbarkeiten überschrieb. Bis Wahrheit durchbrach. Oberfläche bleibt Oberfläche. Der unermüdliche Aktivist »Siggi», wo immer sein Bild glänzte und er selber gern hinzutrat - er blieb ehrlich, oft unangetastet von heftigen Schüben unserer Heldenproduktion. Nun starb er 88-jährig in Greifswald. H.-D. Schütt