nd-aktuell.de / 13.10.2001 / Politik

Skinhead-Band als kriminell eingestuft

Fünf »Landser«-Mitglieder in Untersuchungshaft

Daniel Kilpert
Wahrscheinlich erstmals in Deutschland ist eine Musikgruppe als »kriminelle Vereinigung« eingestuft worden.
Ende September/Anfang Oktober sind fünf derzeitige und ehemalige Mitglieder der rechtsextremen Skinhead-Band »Landser« in Berlin festgenommen worden, teilte die Bundesanwaltschaft (BAW) mit. Die Beschuldigten im Alter zwischen 26 und 36 Jahren sitzen in Untersuchungshaft. In Berlin und Umgebung wurden 20 Objekte durchsucht, die im Zusammenhang mit Vertrieb und Produktion stehen sollen. Nach Ansicht der BAW geht es der Band nicht um Musik und Plattenverkauf, vielmehr seien ihre Aktivitäten darauf gerichtet, »Volksverhetzungsdelikte zu begehen«. In ihren Musikstücken werde zudem zu schweren Straftaten wie Brandstiftung und Mord aufgerufen. »Durch die aggressiven Liedtexte wollen die Beschuldigten unter den Zuhörern ein Klima der Gewaltbereitschaft schaffen«, heißt es in der Mitteilung des Generalbundesanwalts. Die Liedtexte seien geprägt von »rassistischen, nationalistischen und antisemitischen Hasstiraden«. Nach Angaben des Bundesamtes für Verfassungsschutz gelten die »Landser« in der deutschen Skinhead-Szene als die bekannteste und einflussreichste Band. Auf Grund des hohen Ansehens der Band bei Rechtsextremisten befänden sich ihre Tonträger im Besitz von nahezu allen rechtsextremistischen Skinheads. Ihre Songs tragen Namen wie »Braune Musik Fraktion« und »Ich bin der Hetzer«. In letzterem heißt es beispielsweise: »Ich bin der Hetzer, ich hetze für mein Leben gern und ich hetze gegen alle Fremden, die hier her kommen, von nah und fern...«. In »Kein Herz für Marxisten« singt die Band: »Die Parole heißt: Ein Herz für Rassisten.« Eine andere Textpassage lautet: »Afrika für Affen, Europa für Weiße... Steckt die Affen in ein Klo und spült sie weg wie Scheiße.« Und in dem Song »Kreuzberg« fordert man die Vergiftung des Leitungswassers: »Gibts überhaupt noch eine Medizin für Kreuzberg? 100000 Liter Strychnin für Kreuzberg. Haut das Zeug ins Leitungswasser rein, dann geht die ganze Bande ein, dann wär unsere schöne Stadt befreit von Kreuzberg.« Die Band wurde 1992 unter dem Namen »Endlösung« von Mitgliedern der rechtsextremistischen Organisation »Vandalen - Ariogermanische Kampfgemeinschaft« in Berlin gegründet. Weitere politische Verbindungen bestehen zu der in Deutschland verbotenen, international agierenden Skinhead-Organisation »Blood & Honour«. Als kriminelle Vereinigung wird sie seit 1998 eingestuft, als sie ihre CD »Rock gegen oben« veröffentlichte. 1998 wurden fünf Berliner wegen des Vertriebs von Landser-CD zu Freiheits- und Bewährungsstrafen verurteilt. Seitdem arbeitete die Band konspirativ. Sie benutzte unter anderem Code-Wörter und Legenden. Ihre CD wurden im Ausland hergestellt und gelangten auf verschlungenen Wegen nach Deutschland. Informationen des Bundesamtes für Verfassungsschutz zur Band »Landser« unter www.verfassungsschutz.de/publikationen/gesamt/page14.html