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Arbeitsplätze per Verbundsystem

An der Lehrstellenmisere können Ausbildungsverbünde aber nur wenig ändern

  • Lesedauer: 3 Min.

Neue Ausbildungsmodelle sollen Betriebe motivieren, wieder mehr Lehrstellen zu schaffen, doch die Erfolge sind bescheiden und die Zahl be-

trieblicher Ausbildungsplätze in den neuen Ländern geht weiter zurück. Trotz Sonderprogrammen hat sich dort die Situation nicht entschärfen können und

nach Aussagen des DGB Berlin bewerben sich auch 1997 drei Schulabgänger um einen Ausbildungsplatz. »Wo ein Wille ist, ist auch ein Ausbildungsweg«, meint allerdings das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung und informierte noch im Vorjahr darüber, wie per »Ausbildungsverbund« zusätzlich Ausbildungsplätze entstehen können.

Besonders kleine und mittlere Betriebe sollten sich zusammentun und gemeinsam Lehrlinge ausbilden. Das Ganze nennt sich dann »Leitbetrieb mit Partnerunternehmen«, wobei die Partner jeweils einen bestimmten Ausbildungsabschnitt übernehmen und der Leitbetrieb die Ausbildungsverträge abschließt. Eine weitere Variante sei ein »Ausbildungs-Konsortium«, bei dem mehrere Unternehmen gleichberechtigt zusammenarbeiten können, jeder Betrieb übernimmt die Verantwortung für einen Ausbildungsabschnitt. Neu war die Idee mit den Ausbildungsverbünden nicht, hatten sich

doch aus der Not heraus seit 1990 in den neuen Ländern einige solcher Zusammenschlüsse gegründet. Wobei die Initiative meist nicht von den Unternehmen, sondern von politisch Verantwortlichen ausging, die die katastrophalen Entwicklungen in ihrer Region vor Augen hatten. So wurde fehlenden neuen Strukturen in den Betrieben die überbetriebliche Ausbildung entgegengesetzt. Gemeinnützige und private Bildungsträger fingen tausende Jugendliche ohne Lehrstelle auf. Gedeckt vom Arbeitsförderungsgesetz, finanziert aus Bonn, flössen 400 Millionen Mark in den Versuch, die Lehrstellenmisere einzudämmen. Die Gründung der Ausbildungsverbünde folgte der Erkenntnis, daß diese praxisferne Ausbildung die Chancen ostdeutscher Jugendlicher auf dem Arbeitsmarkt nicht gerade verbessern konnte. Immerhin, im Verbund gelang es dann tatsächlich, Ausbildungsplätze zu schaffen. 200 zusätzliche waren es 1995 in Brandenburg, vor

allem im Handwerk. 1996 kamen sogar rund 600 Lehrstellen hinzu. Doch an der Misere, daß auch im Vorjahr fast 2000 brandenburgische Jugendliche keinen Ausbildungsplatz fanden, konnten die Verbünde nichts ändern. Statt dessen wurden 800 Jungen und Mädchen über Sondermittel aus dem Arbeitsministerium in berufsvorbereitende Maßnahmen geleitet, 300 dank Verlängerung der Einschreibefristen an der Uni noch mit einem Studienplatz bedacht. 500 erhielten au-ßerbetriebliche Lehrstellen, 300 schulische Ausbildungsplätze.

In Schwerin wurde für die Definition, was zusätzliche Ausbildungsplätze sind, eine Quote festgelegt. Diese liegt bei acht Prozent der im Unternehmen Beschäftigten. In einigen Branchen des Baugewerbes beträgt sie gar zwölf Prozent. Doch auch in Mecklenburg-Vorpommern fehlen Ausbildungsplätze. Und selbst der öffentliche Dienst geht schon lange nicht mehr mit gutem Beispiel voran. Zahlen der Berliner Senatsinnenverwaltung vom Januar belegen beispielsweise, daß vor allem die Bezirksämter ihr Lehrstellenangebot zwischen 1994 und 1996 deutlich reduzierten. 1994 wurden noch 2840 Stellen angeboten, im letzten Jahr waren es lediglich 2191. see

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