Schindhelm designierter Generaldirektor

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Der designierte Generaldirektor der Berliner Opernstiftung, Michael Schindhelm, will die drei Berliner Opernhäuser zu großen Erfolgen führen. »Ich komme nicht nach Berlin, um mitzuhelfen, eine Oper zu schließen«, sagte der Basler Intendant am Mittwoch, einen Tag nach seiner Berufung durch den Stiftungsrat. Dabei erläuterte der von Kultursenator Thomas Flierl (PDS) beauftragte Ehrenrat auch seinen Bericht über die früheren Stasi-Kontakte Schindhelms. Schindhelm hatte als 23-jähriger Student eine Verpflichtungserklärung unterschrieben, die von der Staatssicherheit mit einer vermeintlichen Akte gegen ihn erpresst worden war. Der Berliner Ehrenrat, zu dem DDR-Bürgerrechtler und der Berliner Parlamentspräsident Walter Momper gehörten, stellte zusammenfassend fest, dass die Prüfung von Schindhelms Stasi-Kontakten »keine Einschränkung der persönlichen Eignung zur Übernahme einer Führungsposition in einer der wichtigsten Kultureinrichtungen der deutschen Hauptstadt ergeben«. Der Bürgerrechtler Wolfgang Templin sagte, Schindhelm habe sich als jemand gesehen, »der nicht seine Freunde, sondern die Stasi verraten hat«. Der Schriftsteller Lutz Rathenow, über den sich in der Stasi-Akte Berichte befinden, meinte, Schindhelm habe eine »absolute Unlust erkennen lassen, verwertbare Dinge zu berichten«. Er habe keine relevanten Informationen über andere weitergegeben und auch keine Zuwendungen, Vergütungen oder Auszeichnungen von der Stasi erhalten, betonte der Ehrenrat. Von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus wurde die Berufung Schindhelms gestern heftig attackiert. Nach »einem Auswahlverfahren voller Intrigen, Spitzeleien und Winkelzüge« genieße Kultursenator Thomas Flierl kein Vertrauen mehr im Senat. Mit einem angezählten Senator und einem vorbelasteten Intendanten sähen die Berliner Opernhäuser schweren Zeiten entgegen. Auch die SPD-Fraktion hatte sich im Vorfeld der Berufung Schindhelms ein »transparentes Verfahren« gewünscht. Gestern erklärte deren kulturpolitische Sprecherin Brigitte Lange gegenüber ND: »Jetzt gucken wir im Interesse der Opernstiftung nach vorn«. Michael Schindhelm, geboren 1960, wuchs in der DDR auf. Nach dem Studium der Quantenchemie in Woronesch (gemeinsam mit Angela Merkel) und der Promotion arbeitete er kurzzeitig an der Ostberliner Akademie der Wissenschaften. Danach übersetzte er u.a. Stücke von Gogol und Tschechow ins Deutsche. Nach der Wende wurde er Theaterintendant in Gera und Nordhausen. Seit 1996 ist er Intendant des Baseler Theaters. Er zählt zu den facettenreichsten und auch umstrittensten Persönlichkeiten der deutschsprachigen Theaterszene. 1998/1999 wählten Kritiker das Schauspiel des Theaters Basel zum deutschsprachigen Theater des Jahres, und es wurde mit dem Bayerischen Theaterpreis ausgezeichnet.dpa/ND
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