Knirschen bei der Deutschen Bahn

Güter- und Personenfernverkehr weiter in den roten Zahlen

  • Erich Preuß
  • Lesedauer: 2 Min.
Kein schönes Weihnachten für die Deutsche Bahn (DB) AG. Der Aufsichtsrat hat bei seiner Sitzung in dieser Woche das Budget für 2005 genehmigt und die reduzierten Gewinnziele abgesegnet.
Erstmals habe die Bahn 2004 aus eigener Kraft ein positives betriebliches Ergebnis erzielt (knapp 200 Millionen Euro nach Zinsen - d.R.), lobte der DB-Aufsichtsratsvorsitzende Michael Frenzel nach der Sitzung. Hinter dem Plus in der Bilanz verstecken sich allerdings tiefrote Zahlen im Fernverkehr sowie bei Railion, der Güterverkehrstochter der DB. Dafür macht die Bahn konjunktur- und wettbewerbsbedingt niedrigere Verkehrsleistungen, ein Preisverfall im Güterverkehr sowie erhöhte Energiekosten verantwortlich. Doch auch in den DB-Bereichen Fahrweg und Personennahverkehr knirscht es neuerdings. Steigender Aufwand für die Instandhaltung, die Konkurrenz anderer Bahnunternehmen sowie das nur »leicht wachsende Eisenbahngeschäft« sollen daran schuld sein. 2005 will der Konzern ein Ergebnis von rund 500 Millionen Euro einfahren. Bisher waren 700 bis 800 Millionen Euro vorgesehen. DB-Vorstandschef Hartmut Mehdorn weist vorsorglich darauf hin, dass die »unternehmerische Verantwortung« gebiete, die Planung den »unerwartet schwierigen Rahmenbedingungen anzupassen«. Das DB-Sanierungsprogramm »Fokus« (Ziel: 2,1 Milliarden Euro Einsparung) wurde von den Programmen »Qualify« und »Qualify Plus« abgelöst, die eine bessere Nutzung der Ressourcen und geringeren Personalaufwand bringen und die Arbeitskosten um 5,5 Prozent senken sollen. Gespart wird auch an den Investitionen für die Infrastruktur. Nur noch laufende Projekte werden - teilweise zeitlich gestreckt - fortgesetzt. Den Baubeginn neuer Projekte verschiebt die DB bis nach 2009. Im DB-Personenfernverkehr will man den seit 2003 anhaltenden Rückgang der Verkehrsleistung »umdrehen«. Umsatzzuwächse sind auch für die Bereiche Fahrweg sowie Transport und Logistik geplant. Bei letzterem soll nach einer Konsolidierungsphase in den Jahren 2005/2006 Railion für das größte Plus sorgen. Mehdorn lag dabei mit seinem Vorstandskollegen Bernd Malmström, Chef der Stinnes AG, darin über Kreuz, wie der Schienengüterverkehr auf die Beine kommt. Unter der Stinnes AG hat die DB alle Transport- und Logistikaktivitäten - die Schenker-Gruppe (Straße, Luft, Schiff) sowie den Schienengüterverkehr (Railion) - zusammengefasst. Die von Malmström vorgeschlagene Sanierung mit erheblichem Stellenabbau und dem Rückzug vom unprofitablen Schienengüterverkehr stieß nicht auf Gegenliebe. Er wollte Schenker zum Konkurrenten der Deutschen Post ausbauen, erhielt jedoch dafür kein Geld. Konsequenz: Die DB muss für die Sanierung ihres Schienengüterverkehrs einen neuen Topmanager suchen. Malmströms Vertrag wurde vom Aufsichtsrat nicht mehr verlängert. Dass Schenker und Railion besser verknüpft werden, forderte auch die Bahngewerkschaft Transnet. Der teure Kauf von Stinnes mit der Spedition Schenker sollte eigentlich der hauseigenen Schiene mehr Güter »zuliefern«. Transnet verlangte ferner mehr staatliche Förderung des Güterverkehrs auf dem Schienenweg. Die ist kaum zu erkennen.
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