hör« u.a. über »Gladio«, jene geheime Parallelstruktur der NATO in Italien zur Bekämpfung der KPI (PCI). Moro rechnete mit seiner Partei ab, die ihn lieber sterben lassen will als mit den Roten Brigaden über die Freilassung von Gefangenen zu verhandeln. Hätten die BR Moro freigelassen, wäre es m.E. mit der DC bergab gegangen. Die Briefe hochbrisanten Inhaltes, die er während seiner »Haftzeit« an seine Partei richtete, hätte diese dann nicht mehr als »Fälschung« bezeichnen können. So aber leitete die Moro-Erschießung den Niedergang der BR ein, die bis dahin auf der Welle einer großen radikalen Bewegung mitschwammen.
Das ganze Buch über wird auch eine gewisse Theorielo-
Mario Moretti: Brigate Rosse. Eine italienische Geschichte. Aus dem Ital. v. Dario Azzellini. Vorwort. Rossana Rossanda. Verlag Libertäre Assoziation, 1997 284 S., br., 29 DM.
sigkeit der BR sichtbar, ein Aktionismus, der kaum über den Tag hinaus dachte. So saßen die BR zur Zeit ihrer Moro-Entführung mehreren Irrtümern auf: man habe mit Moro »das Herz des Staates getroffen«, die korrupte DC stehe mit dem Rücken zur Wand und würde jeden Preis zahlen, um ihren Übervater lebend wiederzubekommen; zudem wäre die Führung der PCI gezwungen, vom »historischen Kompromiß« (für den
vor allem Moro stand) mit der DC Abstand zu nehmen. Als dann DC und PCI gemeinsam Verhandlungen mit den Roten Brigaden ablehnen, sind die BR wie paralysiert.
Morettis Darstellung ergibt ein anderes Bild als bei Werner Raith, der in seinem Buch »In höherem Auftrag« die BR als Marionetten von Geheimdiensten schildert. Diese Behauptung wird auch von der überaus klugen und über jeden Verdacht erhabenen Rossana Rossanda zurückgewiesen. Moretti selbst geht auf verschiedene Ungereimtheiten ein, welche die Phantasie anderer beflügelten, so auf den Drucker aus Militärbeständen, den die BR bei einem Trödler gekauft hatten...
Die Thesen von Raith machen es auch der PCI (heute
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/652179.eine-italienische-tragoedie.html