nd-aktuell.de / 03.04.1997 / Politik / Seite 3

CDU und FDP im Westen machen mobil

Diese verpachtete den überwiegenden Teil der Flächen - oft an LPG-Nachfolgebetriebe, aber auch an private Wiedereinrichter Sie versucht das Land zu verkaufen, wobei sowohl Nutzer als auch Alteigentümer kaufberechtigt sind.

Schmidt-Jortzig, dessen Verwandtschaft selbst große Güter in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt zurückhaben will, findet es ungerecht, »daß Menschen, denen ihr Eigentum unzweifelhaft rechtswidrig weggenommen wurde, dasselbe nun, um es wiederzuerlangen, zurückkaufen müssen«. Zumindest müßten ihnen Vorzugsbedingungen eingeräumt werden, zum Beispiel als Rückkaufpreis nur ein »symbolischer Betrag«.

Diese Argumentation wird inzwischen von westlichen CDU-Landesverbänden, der CSU, zahlreichen FDP-Abgeordneten und vereinzelten Sozialdemokraten, wie Niedersachsens Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke, aufgegriffen. Christian Wulff, niedersächsischer CDU-Vorsitzender, machte sich zum Wortführer dieser Lobby: »Der Rechtsstaat Bundesrepublik darf nicht Erbe des Unrechtsstaates DDR sein und sich nicht daraus bereichern.«

Für sie ist jemand wie Freudenberg willkommener Kronzeuge. Dieser wirtschaftete bis 1960 auf dem 10-Hektar-Hof seiner Frau und widerstand lange den Werbungen für die LPG. Doch als er beigetreten war, arrangierte er sich. »Wir haben uns mit der LPG angefreundet, gezwungenermaßen. Wir haben gearbeitet, damit sie läuft - im eigenen Interesse.«

Das bestätigt auch Helmut Hentschel, zu DDR-Zeiten Polizist in Heinersdorf: »Freudenbergs waren politisch loyal, ordentliche, vernünftige Leute. Sie hatten einen sehr guten Leumund.« Martin Freudenberg arbeitete zehn Jahre als Feldbaubrigadier und nach einem Unfall als LKW-Fahrer. Seine Frau, die die Handelsschule absolviert hatte, stieg zur Hauptbuchhalterin auf.

Sie wollen ihren Besitz eigentlich gar nicht zurück. Die drei Kinder haben Berufe, die mit der Landwirtschaft nichts zu tun haben, bauten sich zum Teil weitab Existenzen auf. Interesse zeigt jedoch Albrecht von Alvensleben, dessen Großvater einst im benachbarten Falkenberg Grundbesitz hatte und der sich nun am Rande des Oderbruchs einrichtet. Er hat das einstige Eigentum gepachtet, weiteres dazugepachtet, auch Freudenbergs Flächen würde er gern übernehmen. Doch diese bewirtschaftet jetzt die Arensdorfer Agrargenossenschaft, die ihre Pacht an die BWG zahlt.

Von Alvensleben beteuert zwar, sie wollten niemand vertreiben, schließlich hätten sie das selbst erlebt. Aber gilt das auch für die LPG-Nachfolger? Zwar würden die zumeist langfristig vereinbarten Pachtverträge auch nach einem Eigentümerwechsel weitergelten, aber Schmidt-Jortzig sagte klar: »Niemand hat einen Anspruch darauf, nach Ablauf des Pachtvertrages noch einmal mit dem Verpächter handelseinig zu werden.« Wenn man weiß, daß im Osten der Anteil des Pachtlandes an der landwirtschaftlichen Nutzfläche etwa 90 Prozent beträgt, ist zu ermessen, welche Zeitbombe hier tickt. Auf lange Sicht würde den leistungsfähigen LPG-Nachfolgebetrieben im wahrsten Sinne des Wortes der Boden entzogen, und auch bis dahin litten sie unter solch unsicherer Zukunft.