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Job-Initiative gegen Abwanderung

Trotz gestiegener Arbeitslosigkeit will Potsdam seine Jugendlichen halten Von Heidi Diehl

  • Lesedauer: 2 Min.

Zu Beginn der gestrigen Potsdamer Stadtverordnetenversammlung wurde ein Mandatswechsel in der Fraktion »Die Andere« bekanntgegeben. Mit Wirkung vom 1 April ist Jan Wendt ausgeschieden, seinen Platz nimmt Lutz Böde von der Kampagne gegen Wehrpflicht ein. Der 32jährige, der zugleich den Fraktionsvorsitz übernimmt, ist Jurastudent an der Potsdamer Universität.

Im Mittelpunkt des Bericht des Oberbürgermeisters, der vom Beigeordneten für Soziales, Jugend und Gesundheit, Jan Jakobs, vorgetragen wurde, standen Fragen der Beschäftigung und Ausbildung. Im Februar waren im Bereich des Arbeitsamtes Potsdam 13 447 Menschen arbeitslos gemeldet. Das entspricht einer Quote von 11,3 Prozent. Im September waren es mit 9700 »nur« 8,6 Prozent.

Mit der Arbeitslosigkeit stieg auch die Zahl der Sozialhilfeempfänger Waren Ende Dezember noch 2648, so sind jetzt bereits 2820 Menschen auf Leistungen des Sozialamtes angewiesen. Das bedeutet auch eine Erhöhung der kommunalen Ausgaben, sagte Jakobs. In diesem Jahr würden die Ausgaben für Sozialhilfe um 3,9 Millionen Mark steigen, für das Haushaltsjahr 1998 werden noch einmal 4,6 Millionen zusätzlich veranschlagt.

Enorm verschärft hat sich die Beschäftigungssituationjunger Menschen in der Landeshauptstadt. 1994 hatten 584 Jugendliche unter 25 Jahren keine Arbeit, im Februar 1997 waren es 770, das sind 11,3 Prozent dieser Altersgruppe. Noch im November 1996 lag diese Quote bei 7,8 Prozent.

Jakobs betonte, daß die Stadtverwaltung zwar nicht die Aufgabe habe, Ausbildungsplätze für junge Leute zu schaffen, wohl aber ihre Verantwortung darin

sehe, Einfluß auf die Betriebe zu nehmen, sich noch mehr in der Berufsausbildung zu engagieren.

2749 Mädchen und Jungen der 10. und 13. Klassen verlassen im Juni Potsdams Schulen. 2175 Ausbildungsplätze werden für sie benötigt. Schon jetzt ist klar, daß viel weniger zur Verfügung stehen werden. »Wenn es der Brandenburger Wirtschaft nicht gelingt, trotz massiver staatlicher Förderung entsprechende Ausbildungskapazitäten bereitzustellen, so befürchte ich, daß viele Jugendliche in die alten Bundesländer abwandern«, sagte Jakobs.

Deshalb will sich die Stadtverwaltung noch intensiver darum bemühen, jungen Menschen eine Perspektive in der Stadt zu geben. Eine der wichtigsten Aufgaben sieht sie deshalb in einer engeren Zusammenarbeit aller Verantwortlichen. Die Kommune will dabei als Initiator auftreten. Sie stellte im März bei der EU in Brüssel einen Antrag, bis zum Herbst eine kommunale Koordinierungsstelle für die Entwicklung eines lokalen Netzes zu schaffen. Daran sollen das Sozial- und Jugendamt, die AWO, die IHK Potsdam, die Handwerkergenossenschaft Potsdam sowie die Beratungseinrichtung »Eurobrug« beteiligt sein. Ziel ist, gemeinsam alle Möglichkeiten zu erschließen, jungen und insbesondere auch benachteiligten Menschen eine Berufsausbildung zu ermöglichen und dauerhafte Arbeitsplätze zu schaffen.

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