SPD hat gespaltenes Verhältnis zur Homosexualität
Magnus-Hirschfeld-Emanzipationspreis gestiftet Von Simone Schmollack
Er soll kein Preis der Schwusos, sondern einer der SPD sein, regten die Berliner Schwusos, die Arbeitsgemeinschaft schwuler Sozialdemokraten, an. Die Magnus-Hirschfeld-Plakette, mit der das Engegament um die Emanzipation von Lesben und Schwulen geehrt werden soll, wird am 14. Mai erstmals verliehen.
Am 15. Mai jährt sich zum 100. Mal die Gründung des Wissenschaftlich-humanitären Komitees (WhK) durch den Arzt und Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld. Er definierte als einer der ersten Wissenschaftler Homosexualität als eine »anlagenbedingte Spielart der Natur« und nicht als Krankheit oder abartige Perversion. 1918 gründete der Sohn eines jüdischen Arztes in Berlin das »Institut für Sexualwissenschaft«, das Anlaufpunkt für zahlreiche Homosexuelle war und zugleich die Eheberatung in
Deutschland einführte.
Trotz der Homo-Emanzipationsverdienste des Sozialdemokraten Hirschfeld sei das sozialdemokratische Verhältnis zur Homosexualität nicht eindeutig, sondern gespalten, sagte Schwuso-Landesvorsitzender Uwe Prigann. In den 20er
Jahren setzte sich die SPD für die Streichung des sogenannten Schwulenparagraphen 175 aus dem Reichsstrafgesetzbuch ein, ab 1922 war für drei Jahre erstmals keine Bestrafung für Homosexualität vorgesehen. Doch ein neuer Gesetzentwurf, 1925 verabschiedet, nahm die Bestrafung wieder auf. In der Bundesrepublik wurde der § 175 unter Gustav Heinemann, SPD-Justizminister, reformiert. Zwar gingen die hauptsächlichen Impulse von Studenten aus, aber künftig blieb Homosexualität unter Erwachsenen straffrei.
Die durch Ingrid Stahmer und damit SPD-geführte Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport führe das »zwiespältige Verhältnis« leider weiter fort, kritisierte Prigann. Beispiel sei das Lesbenarchiv Spinnboden in Kreuzberg. Weil die Senatsschulverwaltung ihren Teil der Finanzierung - die Hälfte der bisherigen Zuwendungen, die andere Hälfte kommt aus dem »Frauentopf« nicht mehr aufbringen wolle, sei das bundesweit einzige Archiv dieser Art gefährdet, sagte Prigann. Die SPD müsse ein eindeutiges Verhältnis zur Homosexualität finden und sich weiterhin gegen eine Diskriminierung von Minderheiten einsetzen, forderte Prigann. Der Magnus-Hirschfeld-Emanzipationspreis könnte ein Anfang sein. Repro: ND
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