nd-aktuell.de / 19.07.1997 / Politik / Seite 5

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Joachim Emmerling

Kreisbrandmeister des Landkreises Oder-Spree

Seit.1 958 ist er Feuerwehrmann. Bis 1994warerWehrführer in Eisenhüttenstadt, nun Chef im Kreis

Foto: Rene Heilig

? Wie viele freiwillige Feuerwehrleute hören auf Ihre Kommandos?

In den 146 Ortsfeuerwehren sind 3400 freiwillige Feuerwehrleute organisiert. Manche haben einen rund 120 km langen Anmarschweg bis zur Oder Zwei Stunden nach der Alarmierung würden die letzten vor Ort sein.

? Sind Sie überrascht vom frühen Eintreffen der Flutwelle?

Wir konnten die Katastrophe in Polen sehen. Dennoch meinte man, daß der höchste Pegel auf unserer Seite erst in der Nacht von Samstag auf Sonntag erreicht würde. Zum Glück waren viele Helfer dennoch schon am Donnerstag an den Deichen. In Eisenhüttenstadt stand die technische Einsatzleitung bereit.

? Die verläßt sich auf Spezialisten. Was kann die Feuerwehr in den Katastrophenschutz einbringen?

Mit unserer Technik können wir beispielsweise gefährliches Material aus der Oder holen, bevor es Deiche beschädigt.

? An den polnischen Oderufern sind viele Sägewerke

Ich rechne mit angeschwemmten Bäumen und Dachkonstruktionen. Und mit Tierkadavern, die müssen geborgen werden. Keine angenehme Aufgabe.

? Das Hochwasser soll andauern. Obwohl die Deiche derzeit einen guten Eindruck machen - ewig halten sie nicht. Neuer Regen ist auf dem Weg.

Die Deiche bestehen vor allem aus Sand. Das Gras und sein Wurzelwerk gibt ihnen Halt. Gefährdet ist der Vogelsänger Bogen. Da ist der Deich keine sechs Meter hoch. In der Ortlage Finkenheerd könnte die B 112 überschwemmt werden.

? Irgendwann muß der mitgeschwemmte Unrat beseitigt werden. Könnten nicht auch gefährliche Güter mitgeschwemmt worden sein? Am Oderlauf gibt es auch Chemiefabriken...

Vor allem verschlossene Behälter ohne Aufschriften sind gefährlich. Da sollte kein Unbefugter ran. Wir sind ausgebildet und jeder Zeit erreichbar

Fragen: Rene Heilig