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Warum nicht auf die Liste?

Angela Marquardt

  • Lesedauer: 3 Min.

Die 25jährige Sprecherin der AG Junge Genossinnen war von 1995 bis Anfang 1997 PDS-Vize. Sie studiert Politikwissenschaften an der Freien Universität Berlin.

ND-Foto: Burkhard Lange

? In den Parteien hat eine große Rangelei eingesetzt. Genossinnen und Genossen wollen einen guten Platz auf PDS-Listen zu den 98er Wahlen. Auf eine Kandidatur angesprochen, haben Sie nein gesagt. Warum?

Noch denke ich darüber nach, ob ich in den letzten Jahren in der und für die PDS etwas erreichen konnte, etwas gelernt - oder nur etwas erlebt habe. Bevor ich das für mich nicht geklärt habe, werde ich nicht kandidieren. Außerdem habe ich keinen Bock auf verlogene Diskussionen um Listenplätze, wo Inhalte nur postuliert werden, damit ein sicherer Platz herauskommt.

? Politik zu machen kann eine Droge sein - keine Entzugserscheinungen?

Ich bin ja noch Sprecherin der Jungen Genossinnen. Aber es ist schon ein Unterschied, ob man im Vorstand sitzt oder nicht. Ich bin derzeit ein bißchen unzufrieden, weil ich mich nicht mehr den ganzen Tag der Politik widmen kann. Man ist nicht mehr in der Mühle - und vermißt sie. Komisch. Aber lieber gebe ich die Entzugserscheinungen zu, als sie mit einer Kandidatur für den Bundestag zu kompensieren.

? Nun hat die PDS solche Kommunikationstalente wie Sie nicht im Dutzend. Lassen Sie die Genossen im Stich?

Nein. Ich war an eine Grenze gekommen. Jetzt brauche ich etwas Abstand, um später vielleicht weiterzumachen.

? Die Jungen Genossinnen haben ein Jugendwahlbüro gebildet - wohl zunächst auch, um Bundesvorstand und Wahlkampfchef zu ärgern. Und nun?

Mir ging es lediglich um andere Vorstellungen von Wahlkampf, über Infostände und Flugblätter hinaus. Wir wollen auch spektakuläre Aktionen machen.

? Nach Art des Hauses Greenpeace -Fernsehturm 'rauf, Plakat 'runter?

In der Art, ja. Witzige Sachen. Im Berliner Wahlkampf waren wir auf den Palast der Republik geklettert und haben ihn mit einem Plakat behängt ... Aber es wird auch eine »normale« Wahlkampftour durch West und Ost geben.

? Der Staatsanwalt ist gegen den Freispruch in dem Prozeß, in dem Sie wegen Ihres Internet-Querverweises auf die verbotene Zeitschrift »radikal« angeklagt waren, in Berufung gegangen. Sie stehen wieder vor Gericht. Auch deshalb keine Kandidatur auf PDS-Listen?

Nein - das wäre eher ein Grund zu kandidieren. Zumal die PDS in eine Auseinandersetzung gezwungen würde, vor der sie sich ein bißchen gedrückt hat.

? Wie stehen Ihre Chancen?

Weiß ich nicht genau. Es wird ein anderer Richter sein. Man muß aber erst mal sehen, mit welcher Begründung die Staatsanwaltschaft in Berufung geht. Den Querverweis habe ich bis heute nicht von meiner Homepage genommen. Ich halte ihn nicht für strafbar.

? Wollen Sie Streit?

Ja! Ich will die Debatte. Seit dem ersten August ist das neue Multimedia-Gesetz in Kraft. Im September wird es eine Gesetzesinitiative des Bundesinnenministeriums geben. Danach soll nachvollziehbar werden, was Menschen, die sich im Internet bewegen, wann und wo getan haben. Das betrifft Anbieter wie Privatnutzer. Ein Schritt zur totalen Kontrolle. Fragen: Helfried Liebsch

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