nd-aktuell.de / 04.08.1997 / Politik / Seite 2

Visionen

Maurice Strong

Der umtriebige Kanadier soll nun die Organisation der Vereinten Nationen auf Vordermann bringen

Foto: Reuter

Auch bei der UNO wird jetzt gespart: Generalsekretär Kofi Annan kündigte einschneidende Strukturveränderungen in der Weltorganisation an. Eine Verschlankung und Vereinheitlichung soll nicht nur Kosten reduzieren, sondern die Vereinten Nationen auch handlungsfähi-

ger machen. Kopf hinter diesen Plänen ist der heute 68jährige Kanadier Maurice Strong. Seit Januar dieses Jahres koordiniert er die Reformen am East River in New York.

Maurice Frederick Strong wurde mitten in der großen Depression 1929 in Oak Lake in der kanadischen Provinz geboren. Sein Vater war Eisenbahner, verlor aber in der Weltwirtschaftskrise seine Anstellung. Nach der örtlichen High School begann Strong seine berufliche Laufbahn als Lehrling eines Pelzhändlers. Seine erste Berührung mit der UNO, einem der Pole seines späteren Lebens, war ein Job als Türwächter, den er als 18jähriger antrat. Seine weitere Laufbahn entspricht in jeder Hinsicht dem amerikanischen Klischee des »Selfmademan«: In einem stetigen, oft abrupten Wechsel zwischen Privatwirtschaft, staatlichen Stellen und der Weltorganisation führte ihn seine Karriere in immer höhere Positionen. Ab 1970 wandte er sich dann dem Umweltschutz im Rahmen der UNO zu. Generalsekretär U Thant machte ihn zu seinem Umweltpolitischen Assistenten.

1972 war er es, der die erste Umweltkonferenz der UNO in Stockholm vorbereitete. Der im Rahmen dieser Konferenz präsentierte Bericht des »Club of Rome« über »Die Grenzen des Wachstums« darf wohl als Ausgangspunkt aller heutigen Umwelt- und Entwicklungsdebatten unter dem Oberbegriff der »Nachhaltigen Entwicklung« gelten. Er gehörte auch der entwicklungspolitischen Arbeitsgruppe der UN an, die als »Brundtland-Kommission« bekannt wurde und diesen Begriff 1987 in die öffentliche Debatte einführte. Insofern ist es konsequent, daß wiederum Strong es war, der 1992 den Erdgipfel von Rio organisierte, auch wenn er in der Zwischenzeit keineswegs kontinuierlich bei den Vereinten Nationen beschäftigt war, sondern zahlreiche führende Posten in der kanadischen Wirtschaft bekleidete - pikanterweise ausge-«rechnet im Energiesektor

Das Scheitern gehört zum Alltag eines Visionärs: »Wir können die Welt nicht in einem Tag verändern«, lautet Strongs Credo. Auch nach »Rio« blieb vieles nur auf dem Papier Nun also die UNO..

Veiten Schäfer