nd-aktuell.de / 04.08.1997 / Politik / Seite 9

Dünne Erfolge privater Vermittler

Geschäftsaussichten wurden überschätzt Stellensuche

Bonn (Reuter/ND). In ihrem ersten Geschäftsjahr wollten private Arbeitsvermittler, die seit dem 1. August 1994 in Deutschland zugelassen sind, für 100 000 Arbeitssuchende eine neue Stelle finden. 1997 wären sie zufrieden, wenn sie 50 000 Stellen vermittelten. 1996 fanden 35 000 Menschen über private Agenturen einen neuen Arbeitsplatz. Während die Vermittlungen nun immerhin steigen, hat die Zahl der privaten Vermittler aber merklich abgenommen.

Der Bundesverband Personalvermittlung (BPV) zählt derzeit 400 Mitglieder. 1994 waren noch 485 private Vermittler im Branchenverband organisiert. »Der Markt der Personalvermittler befindet sich weiter auf Konsolidierungskurs«, sagt BPV-Chef Diethelm Bender. Einerseits seien die Geschäftsaussichten überschätzt worden. Zum anderen habe sich die Konjunktur schlechter entwickelt als erwartet. Insgesamt hat die Bundesanstalt für Arbeit (BA) bis Ende März 1997 mehr als 3500 Lizenzen für private Vermittler vergeben. Viele geben aber nach wenigen erfolglosen Versuchen schnell wieder auf, erklärt der Verbandschef. Überlebenschancen hätten große, bundesweit tätige Personaldienstleister, die auch in der Zeitarbeitsbranche arbeiten, oder kleine spezialisierte Unternehmen. Kleinere Unternehmen konzentrieren sich auf ihren regionalen Markt oder be-

stimmte Berufsgruppen. Als Honorar nehmen Vermittler vom Arbeitgeber bis zu zwei Brutto-Monatsgehälter

Während die BA vorrangig Arbeitslose vermittelt, helfen private Agenturen vor allem beim Stellenwechsel. 1996 waren unter den von den Privaten vermittelten Personen 25 Prozent Arbeitslose. »Das ist jedoch nur ein erfreulicher Mitnahmeeffekt«, sagt Bender. Er sieht seine Branche nicht als Konkurrenz zur Bundesanstalt für Arbeit. Die privaten Personalvermittler betrachteten sich eher als »ausgelagerte Personalabteilung« der Unternehmen. Die staatliche Arbeitsverwaltung hat sich auf die Konkurrenz eingestellt. »Letztlich ist mir alles recht, was mehr Menschen in Arbeit bringt«, sagt Manfred Leve, Leiter der Abteilung Arbeitsmarkt- und Berufsbildungspolitik in der Bundesaristalt für Arbeit. Die neuen Konkurrenten seien für die Behörde Ansporn gewesen, noch besser zu werden.

Von 1994 bis 1996 konnte die BA nach eigenen Angaben mit ihren rund 6000 Arbeitsvermittlern die Zahl der Vermittlungen von knapp 3,1 auf gut 3,3 Millionen im Jahr steigern. Die Hälfte der Menschen war vorher arbeitslos. Die meisten Beschäftigungsverhältnisse werden allerdings weder über Bundesanstalt noch über private Vermittler geschlossen. In zwei Drittel aller Fälle machen das Unternehmen und Bewerber unter sich aus.