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Glückwünsche über Funk

Nach sieben Jahren wieder eine Medaille für Kugelstoßer Oliver-Sven Buder

  • Lesedauer: 3 Min.

Oliver-Sven Buder gab zu, daß er zusammen mit seinem Zimmergenossen Michael Mertens schon einen kleinen Freudentanz aufgeführt hatte, als er am Samstag von Trainer Miroslav Jasinski erfuhr, daß der US-Amerikaner Randy Barnes mit 19,91 m in der Qualifikation ausgeschieden war. Buder: »Eben ein Konkurrent weniger.«

Und was für einer! Mit Randy Barnes immerhin der Olympiasieger von Atlanta und der Weltrekordler mit 23,12 m. Woran es gelegen hatte, wußte niemand zu sagen. War es die Kamera, die erstmals die Drehkugelstoßer stärker observierte? Jasinski, dem in Atlanta aufgefallen war, daß die meisten von ihnen beim Anschwung mit dem Fuß unerlaubt die Kante des Kugelstoßringes betreten, hatte diese Kontrolle bei der Technischen Kommission der IAAF ausgelöst.

Nach Atlanta hatte auch Oliver-Sven Buder, der dort Platz fünf belegte, begonnen, sich verstärkt der Drehstoßtechnik zuzuwenden. Er trainierte zwei Monate; im Oktober begann er mit 19,50 m und war im November bei 18,50 m angelangt. Das war natürlich nicht die Steigerung, wie er sie sich vorgestellt hatte. Er blieb also bei der konventionellen Technik und fuhr gut damit. Im vierten Versuch kam er mit 21,05 m bis auf einen Zentimeter an seinen »Hausrekord« aus dem Jahr 1990 heran, als er als EM-Zweiter hinter Olympiasieger Ulf Timmermann seine erste Seniorenmedaille gewonnen hatte. Im letzten Durchgang war dann die persönliche Bestleistung fällig: 21,24 m, was Bronze wert war. Damit war der 31jährige 2-m-Riese,, der 130 Kilo wiegt, am Ziel seiner Wünsche: »Wenn man wie ich in den letzten Jahren immer nur Plätze zwischen vier und sechs

belegt hat, wird man langsam unzufrieden.« Eine besondere Genugtuung war für ihn die Tatsache, daß ihn die Bestleistung mit dem letzten Stoß gelungen war-»Auf keinen Fall sollte es mir so gehen wie in Atlanta. Dort begann ich stark und wurde dann durchgereicht.«

Oliver-Sven Buder hat zwei Vorbilderais Kugelstoßer ist das der Berliner Ulf Timmermann, als Mensch der Potsdamer Udo Beyer, der heute ein Reisebüro betreibt. »Udo sieht körperlich genauso aus wie ich, und es macht immer Spaß, mit ihm zu telefonieren.« Der letzte Anruf war übrigens erst wenige Stunden her, denn der Olympiasieger von 1976 und Exweltrekordler hatte Buder über Funktelefon zu Platz drei gratuliert.

Im Schatten von Beyer und Timmermann verbrachte der Junioren-Europameister von 1985 seine Lehrjahre. Begonnen hatte er gemeinsam mit dem heutigen Diskusolympiasieger Lars Riedel beim SC Karl Marx Stadt. Buder, der in Niederlungwitz aufgewachsen ist, wechselte 1992 nach Wattenscheid, nachdem ihm die Konfektionsfirma Steilmann einen günstigen Ausbildungsvertrag als Kaufmann angeboten hatte. Diese Chance ließ er sich nicht entgehen.

Der Bronzestoß gelang Buder übrigens mit einer gelben Kugel; er hätte noch eine blaue zur Auswahl gehabt. Gelb und blau waren auch ansonsten die dominierenden Farben. Drei der acht Finalisten kamen aus der Ukraine, deren Nationalfarben das bekanntlich sind. Daß der neue Weltmeister Alexander Bagatsch 1989 wegen eines Dopingfalls beim Europacup für zwei Jahre gesperrt werden mußte, war für Buder kein Thema: »Er hat seine Strafe abgesessen, und für mich ist er ein Athlet wie jeder andere.«

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