nd-aktuell.de / 26.08.1997 / Politik / Seite 2

Eingeklemmt

Peter Richter

Helmut Kohl ist immer für eine Überraschung gut, die dann aber doch keine ist. Da wurden zuletzt der staunenden Öffentlichkeit am laufenden Band neue Ministernamen und Kabinettsstrukturen präsentiert - aber Kohl kam aus dem Urlaub zurück mit einem »Nichts da!« Alles soll bleiben, wie es ist.

Nur mühsam kaschiert er dabei, daß ihm anderes gar nicht übrigbleibt. Erfüllte er Waigels Forderung noch einer größeren Kabinettsumbildung, riskierte er den Konflikt mit der FDP, die er aber braucht - jetzt und nach der Wahl erst recht, wenn es noch einmal reichen soll. Und ganz nebenbei brächte er die sorgfältig austarierten Gewichte im Unionslager durcheinander - zu einer Zeit, wo er seine Partei eigentlich fest um sich scharen will. Den gleichen Effekt hätte es, ließe er den Finanzminister ziehen. Deshalb muß Waigel durchhalten und selbst zusehen, wie er seinen Imageverlust in Grenzen hält. Kohl verspricht dazu lediglich, nach Auflösung des Postministeriums der CSU einen kleinen Bonbon rüberzureichen; selbst dazu scheint ihm aber noch nichts eingefallen zu sein.

Zurück in Bonn, findet sich der Kanzler eingeklemmt zwischen widerstreitenden Interessen von allen Seiten wieder. Bewegen kann er sich kaum noch - und macht aus der Not die bekannte Kohlsche Tugend: Er sitzt aus.