UFO auf dem Radarschirm
Alles, einfach alles, wollte Willi Daume gelingen - bis dieser 5. September 1972 kam. Die »heiteren Spiele« waren nun kaputt, Daume am Boden zerstört. Die Wettkämpfe wurden zwar fortgeführt und um einen Tag verlängert, doch die unbeschwerte Freude kam nie wieder auf. Und die Spiele endeten noch mit einer Zitterpartie, die Daume erst Jahre danach öffentlich machte: Während der Abschlußfeier erschien auf dem Radarschirm ein unbekanntes Bombenflugzeug, das unaufhaltsam Kurs auf das Olympiastadion nahm. Wieder, wie beim Terroranschlag, stritt man sich um die Kompetenzen. Das Stadion sollte geräumt werden; die Polizei suchte einen Freiwilligen, der mit einem Hubschrauber aufsteigen und das Flugzeug rammen sollte. Der Schwarze Peter blieb schließlich beim Hausherrn, bei Daume. Der entschied, gar nichts zu tun. Das Flugzeug verschwand. Später hieß es, es wäre eine Passagiermaschine der Finnair gewesen. Daume begriff in diesem Moment die Welt in ihrer ganzen Unzulänglichkeit.
Zum Aktionspaket
Linken, unabhängigen Journalismus stärken!
Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.
Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.