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Draußen ist bald niemand mehr

Justizsenat streicht der Gefangenenhilfe das Geld Von Peter Kirschey

  • Lesedauer: 2 Min.

Roland Fellberg (Name geändert), 28 Jahre, sitzt seit neun Jahren wegen zweifachen Totschlags im Knast Tegel. Sein Erwachsenendasein ist der Knast. Repression und der Alltag hinter Gittern haben ihn abgehärtet. Seine Freunde, seine Partner sind ausschließlich »schwere Jungs«. Familiäre Bande existieren nicht mehr, draußen ist eine fremde, unbekannte Welt. Und doch: Wenn er Ende des Jahres möglicherweise wieder drau-ßen sein wird, stehen seine Chancen relativ gut, ein zweites Leben zu beginnen. Denn draußen ist einer da, zu dem er Vertrauen hat: sein Vollzugshelfer Michael. Der kommt alle 14 Tage nach Tegel. Da sitzen sie dann zusammen und reden über alles. Auch mit der Rechtsanwältin kann er reden, doch die muß dafür bezahlt werden. Die anderen, das Aufsichtspersonal oder die Sozialarbei-

ter, sind alle irgendwo angestellt, gehören zum System des Justizvollzugs, machen ihren Job. »Michael ist die Brücke nach draußen«, meint Fellberg, »wäre er nicht gewesen, würde ich kaum die Möglichkeit haben, wieder ein normales Leben zu führen. Er hat mir nicht nur Hoffnung gemacht, sondern auch eine Arbeitsstelle und eine Wohnung besorgt.«

Andere sitzen nicht so lange ein, doch alle brauchen sie Hilfe von draußen, um wieder mit dem normalen Leben zurechtzukommen. Da ist die »Freie Hilfe Berlin«, ein gemeinnütziger Verein, der sich Gefangenen als Partner anbietet, eine unersetzliche Hilfe.

Doch das Projekt steht vor dem Aus. 250 000 Mark im Jahr bekam der Verein aus dem Justizhaushalt. Die sollen nun dem Rotstift zum Opfer fallen. 250 000 Mark ist ein Betrag, für den eine Bank kaum die Schalter öffnet.

Die Einsparung wird das Land Berlin teuer zu stehen kommen. Sollte der An-

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