nd-aktuell.de / 26.08.1997 / Politik / Seite 20

Konflikt mit Hausbesetzern in Potsdam eskaliert

Büro in der Stadtverwaltung gestürmt

(dpa/ND). Nach den schweren Krawallen vom Wochenende in Potsdam scheint der Konflikt mit der Hausbesetzerszene zu eskalieren. Rund 80 Hausbesetzer randalierten am Montag in der Potsdamer Stadtverwaltung. Während eines Gespräches des Sozialbeigeordneten Jann Jakobs mit Vertretern des am Samstag geräumten Hauses Leipziger Straße 60 hätten etwa 80 Menschen aus der Hausbesetzerszene das Büro gestürmt, teilte die Stadt mit.

Die Hausbesetzer hätten Akten aus dem Fenster geworfen, zwei Türen eingetreten und die Büroeinrichtung verwüstet, hieß es. Die Polizei habe 32 Men-

schen in Gewahrsam genommen. Gegen sie sei Anzeige wegen Hausfriedensbruches, Sachbeschädigung und Bedrohung erstattet worden.

Zuvor hatte die Stadt verkündet, daß das nach Krawallen geräumte Haus den Besetzern nicht wieder zur Verfügung gestellt wird. »Wir sind nach den Ereignissen vom Wochenende und mit Blick auf die Vorfälle vom 9. August der Meinung, daß der gesprächs- und verhandlungsbereite Teil der Hausbesetzerszene nicht mehr in der Lage ist, die Situation zu beherrschen«, sagte Jakobs.

Die Stadt Potsdam hatte das Haus räumen lassen, nachdem es am Freitag zu

Auseinandersetzungen randalierender Hausbesetzer mit der Polizei gekommen war. Nach einem Konzert in dem Gebäude war ein Kleinbus der Polizei mit Sprengkörpern beworfen worden. Ein zweites Einsatzfahrzeug sei durch Steine beschädigt worden. Ein Polizist erlitt leichte Verletzungen. Ein in der Nähe stehender Bagger sei in Brand gesetzt worden.

Die Hausbesetzer machten die Polizei für die Eskalation verantwortlich. Die Ausschreitungen seien von einer Gruppe vermummter Zivilpolizisten inszeniert worden. Polizeieinsatzleiter Michael Gellenbeck bezeichnete die Vorwürfe als unsinnig.

Das Haus, das der Stadt gehört, soll gesichert, den Bewohnern Angebote für Alternativwohnraum unterbreitet werden. Der PDS-Kreisvorstand von Potsdam forderte, das Haus den Besetzern zurückzugeben. In Potsdam gibt es noch rund ein Dutzend besetzte Häuser.