(dpa). Bei Großeinsätzen der Polizei in Berlin sind in den vergangenen acht Wochen 183 sogenannte Telefonkartensimulatoren sichergestellt worden. Insgesamt 191 Personen wurden festgenommen. Durch die beschlagnahmten Kleincomputer entstand für die Deutsche Telekom AG seit Juni ein Schaden von rund zwei Millionen Mark, sagte der Inspektionsleiter beim Referat Betrugsdelikte im Berliner Landeskriminalamt, Sigmar-Marcus Richter, am Montag vor Journalisten.
Die Karten mit einem Schwarzmarktpreis von 1000 bis 1500 Mark würden für 20 Mark pro halber Stunde an Kunden aus aller Welt vermietet, die dann teure
Auslandsgespräche damit führen würden. So kostet zum Beispiel ein 30minütiges Gespräch nach Asien rund 100 Mark. Mit einzelnen Karten sei für bis zu 40 000 Mark telefoniert worden.
Noch im Juni hätten Messungen ergeben, daß in Berlin mit bis zu 200 Simulatoren rund 2200mal täglich in Telefonzellen telefoniert wurde. Vergangenen Donnerstag registrierte die Telekom mit einem im Oktober 1996 eingerichteten Peilsystem nach Angaben von Richter nur noch den Einsatz von 33 der kleinen in Karten untergebrachten Computer bei 89 Gesprächen. Damit rückte Berlin von Platz zwei im letzten Jahr auf Platz 14. An der Spitze liegen nach wie vor Ham-
bürg und München.
Schwerpunkte bei der Nutzung waren vorwiegend Telefonzellen in Ausländerwohnheimen. »Die Händler und Vermieter kamen hauptsächlich aus den arabischen Ländern«, sagte Polizist Stefan Redlich. Von den 191 Festgenommenen seien acht mit Haftbefehl gesucht worden, 24 der Täter seien wegen des Verdachts des illegalen Aufenthalts an die Ausländerbehörde überstellt worden.
Bundesweit der erste dieser Simulatoren wurde im März 1995 in Marzahn sichergestellt. Auf die Spur dieses ersten Computers war man gekommen, nachdem ein damals 23jähriger Informatikstudent mit einem Hammer versuchte, eine Telefonzelle zu zerlegen. »Er versuchte Teile mitzunehmen, um das Sicherheitssystem auszuloten«, sagte Redlich. Bei ihm waren vier der Kleincomputer sichergestellt worden, die er für seinen Eigengebrauch gebaut hatte.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/678843.betrug-mit-telefonkarten.html