nd-aktuell.de / 09.10.1997 / Politik / Seite 6

Brautkranz zu vergeben

Die Boxen auf dem Podium schweigen. Der Fußboden bebt. Zuerst tanzen die Trachtenpaare, und es spielt nur der Mann mit dem Akkordeon. Dann tanzen alle, und jede Frau tanzt einmal mit dem Bräutigam und jeder Mann einmal mit der Braut, die noch bis Mitternacht eine Braut sein wird. Erst um diese Zeit nimmt die Erste Brautjungfer den Myrtenkranz von der Haube, und die Braut wirft ihn in die Menge der Jungfern. Eines der Mädchen wird ihn fangen, das dann die nächste sorbische Braut sein wird. So verlangt es der Brauch. Niemand weiß aber, ob ihn jemand fangen wird oder ob der Kranz unbeachtet liegen bleibt. Vielleicht, heimlich, wenn die Gäste gegangen sind, hebt ihn eines von den Technomädchen auf. Es ist ein Anfang. Das Ende liegt weit zurück.