nd-aktuell.de / 09.10.1997 / Politik / Seite 11

Wald ohne Hüter

Von Alexander Knebel

Der rechtsfreie Raum, in dem sich die Brandrodungen in den Regenwäldern Indonesiens abspielen, scheint plötzlich unheimlich belebt. Ob der desaströsen Folgen der fahrlässigen Regenwaldvernichtung verspricht der indonesische Präsident Suharto ein härteres Vorgehen gegen Holzfirmen und Plantagenbesitzer, die als Verursacher der Brände gelten. Klaus Kinkel scheint derweil zum Esoteriker mu-

tiert, sieht er doch ob der ökologischen Katastrophe ein »Zeichen an der Wand«. Unbesetzt läßt der deutsche Außenminister dabei die Stelle des Zeichenlesers, der die Botschaft solcher Rauchzeichen entschlüsseln würde. Diese Stelle auszufüllen täte aber not, denn die Brände zeigen, daß der tropische Regenwald in der globalen Gesellschaft weiterhin in einem Haus ohne Hüter steht. Weltweit verschwinden

jährlich 112 000 Quadratkilometer Wald - das entspricht etwa einem Drittel der Fläche der Bundesrepublik - vor allem durch Abholzung und Brandrodung. So steht momentan von den hiesigen Medien weithin unbeachtet der Regenwald um die brasilianische Stadt Manaus in Flammen, wodurch die Zahl der Atemwegserkrankungen unter den Einwohnern der Millionenstadt um 30 Prozent zunahm. Un-

terdessen wird auch aus Sumatra berichtet, daß Abfakkelkolonnen der Plantagenbesitzer ungerührt weitermachen.

Wie die ökologischen Folgen, so sind die letzten Ursachen der Brandrodungen in Indonesien wie in Brasilien internationaler Natur. Noch immer fehlt es an einer verbindlichen Einigung auf eine Waldkonvention, die den Schutz der Ressource Wald wirksam regeln wür-

de. Wie die spektakulären Bilder aus Indonesien und die spärlichen Nachrichten aus Brasilien zeigen, muß die berechtigte Forderung der Länder des Südens nach einer geordneten Nutzung des Regenwalds in den Industrieländern ernster genommen werden. Nur so wird der Skrupellosigkeit der Holzmultis und Großplantagenbesitzer Einhalt geboten werden können.