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eh Tourismus-Jahr fiel ins Wasser

Boykottaufrufe zeigen Wirkung Von Satyanarayan Sivaraman, Rangun

  • Lesedauer: 3 Min.

Burmas Militärregime, das 1997 mit großem Medienrummel zum »Visit Myanmar Year« erklärt hat, wartet vergeblich auf Urlauber.

Wir haben 450 Zimmer, aber nicht mehr als 42 sind zur Zeit belegt«, klagt ein Mitarbeiter eines der neuen Luxushotels, die für mehrere Millionen US-Dollar in der burmanischen Hauptstadt Rangun entstanden sind. Viele der Häuser, bestätigt er jüngste Berichte, könnten die durch Unterbelegung entstandenen Verluste nicht mehr auffangen. Angestellte würden entlassen, ein Sparangebot jage das andere, und etliche Dienstleistungen hätten gestrichen werden müssen. »Für die Flaute im Hotelgewerbe und in der Tourismusindustrie sind destruktive Elemente innerhalb des Landes verantwortlich«, so unlängst Tourismusminister Generalleutnant Kyaw Ba. Mit Hilfe der CIA hätten sie dafür gesorgt, daß Urlauber Myanmar (Burma) mieden.

So fragwürdig diese Erklärung ist, so begründet sind die Sorgen des Ministers. Denn die Pleite in der Tourismusbranche hat Folgen. Statt zum Hauptdevisenbringer zu werden, verursacht sie nun Kosten, und nichts kann sich Burma weniger leisten. Das schlechte Image des seit 1988 regierenden Staatsrates für die Wieder-

herstellung von Recht und Ordnung (SLORC) hat auch zu enormen Exporteinbußen geführt. Gegenwärtig verfügt Rangun über so geringe Devisenreserven, daß davon nicht einmal die Importe einer Woche bezahlt werden können.

Dies, wie auch die Schlappe in der Urlaubsindustrie, habe sich die Diktatur selbst zuzuschreiben, so Beobachter. 1990 hatte SLORC Wahlen, aus denen die Nationale Liga für Demokratie unter Aung San Suu Kyi siegreich hervorging, annullieren lassen. Es seien die weltweiten Boykottaufrufe der Pro-Demokratie-Aktivisten, die zur Isolierung des Landes beigetragen hätten und nicht, wie es Rangun hinstelle, die Studentenunruhen vom letzten Dezember oder die in der Weihnachtsnacht in der Hauptstadt hochgegangene Bombe, die fünf Menschen tötete und 14 verletzte.

Daß das »Visit Myanmar Year« nicht das werden würde, was man sich versprochen hatte, scheint Rangun offenbar recht bald gemerkt zu haben. Zu Beginn der Werbekampagne war noch die Rede von einer halben Million Urlauber, die man 1997 erwarte. Längst ist die projektierte Zahl auf 250 000 zusammengeschmolzen. Das nun wären nicht mehr als 1996 nach Burma kamen, unter Umständen sogar weniger, denn die Anga-' ben schwanken. Einer der offiziellen Berichte geht von 287 506 Urlaubern aus, die zwischen April und Dezember 1996 in Burma ihre Ferien verbracht und etwa 1,6 Millionen Dollar im Land gelassen haben sollen. Ein anderes Papier nennt

Werbung für das Tourismus-Jahr

219 319 Besucher, von denen aber nur 180 254 als Touristen eingereist seien, die übrigen als Geschäftsleute. Seit 1991, als nicht mehr als 7947 Touristen ins Land kamen, ist die Zahl der Burmareisenden damit zwar erheblich gestiegen. Aber die unzähligen Hotels, die seit der Öffnung der Wirtschaft für ausländische Investitionen vor sechs Jahren entstanden sind, sind noch lange nicht ausgelastet. Insgesamt gibt es in Burma 428 Hotels in staatlichem, privatem oder ausländischem Besitz mit 9910 Zimmern. 1988 waren es nicht mehr als 20 Hotels mit 914 Fremdenzimmern. Finanziert haben den Bauboom Investoren zumeist aus Singapur und Thailand. (IPS)

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