Ein Mikrokosmos aus Büchern
Dank aufregender Archivfunde wächst die Bibliothek der Gebrüder Grimm Zur Restaurierung sucht die Humboldt-Universität Buchpaten Von Hendrik Lasch
Bibliotheksmitarbeiter Bernd Große entdeckte diese Grimmschen Folianten Foto: dpa/Altwein
Auf endlosen Regalen drängt sich Lederrücken an Pappeinband. Das Magazin der Hauptbibliothek der Humboldt-Universität gleicht einem Labyrinth. Zwar sind die eine Million Bände sorgfältig geordnet. Doch kein System ist gegen Zufälle gefeit. So werden - wie jetzt geschehen immer wieder Bücher entdeckt, die zur Bibliothek der Gebrüder Grimm gehören.
Jakob und Wilhelm Grimm besaßen 6200 Bücher, die sie »mit der Feder in der Hand lasen«, wie Elke-Barbara Peschke erklärt. Die Referatsleiterin hat bislang 5800 Exemplare zusammengeführt, weitere schlummern im Magazin. Nach der Schenkung durch einen Grimm-Erben 1865 waren sie in den normalen Bestand eingegliedert worden, seit 20 Jahren werden sie jedoch wieder vereint - wichtig für Philologen, die so auf den Arbeitsstil der Grimms schließen. Daneben offenbare sich in der Sammlung »ein geistiger Mikrokosmos der Epoche«.
Vielen Büchern sieht man ihr Alter deutlich an. Doch der Bibliotheksetat von neun Millionen Mark wird für Neuerwerbungen ausgegeben. Der riesige Altbestand ist zum Teil in einem erbärmlichem Zustand - und außerdem über viele Außenmagazine verstreut. Dieses Problem wird wohl trotz des 2002 endenden Mietvertrages mit der Staatsbibliothek nicht so bald gelöst; der gewünschte Um-
zug in den Palast der Republik ist nicht sehr realistisch.
Die Grimmschen Bücher erhalten nun dank eines;^ Patenschaftsmodells neue Einbände. Für eine Broschüre reichen 50 Mark, die Restaurierung großer Folianten kostet oft 300 Mark. Die Resonanz ist groß: »Besonders die Ostberliner sind
der Bibliothek sehr verbunden«, konstatiert Direktor Milan Bulaty. Zum Dank erhalten die Spender einen Brief samt Kopie der Titelseite »ihres« Buches.
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