nd-aktuell.de / 16.10.1997 / Politik

Für 30 Millionen Pfusch im Storkower Bogen

Neuer Eigentümer bringt Leben ins Zentrum Lichtenbergs Baustadtrat will Nord-Süd-Achse Von Peter Kollewe

Ende 1996 sollte das Wohngebietszentrum »Storkower Bogen« fertig sein. Einweihung war schließlich am 12. September 1997, nachdem der neue Eigentümer, die Jost Hurler KG München, bislang 30 Millionen Mark für Nachbesserungen und Reparaturarbeiten ausgeben mußte, sagte gestern deren Vertreter, Gerhard Kanzler, Geschäftsführer des Storkower Bogens, und erklärte, wieso es dazu kam. Die Hurler KG habe im Dezember 1995 das Bogen-Projekt der Cosmos Bau Consult, einer Tochter der Medi Consult Düsseldorf, für reichlich 200 Millionen Mark abgekauft, u. a. mit der Versicherung, das Büroobjekt sei zu 82 Prozent vermietet. Etwa Mitte 1996, so Kanzler, sei die katastrophale Bauqualität überschaubar gewesen. Der vorgegebene Endtermin war nicht zu halten. Erste Händler, überwiegend Neugründer, be-

zogen selbst Provisorien von Handelsflächen, ihre Existenz stand auf dem Spiel.

Der neue Eigentümer nahm die Dinge selbst in die Hand. Im Rahmen eines Beweissicherungsverfahrens ruhte die Arbeit fast vier Monate bis März 1997 Kanzler zählte die Probleme auf: undichte Dächer, teilweise vernachlässigten Brandschutz, Wasser in den Tiefgaragen wegen mangelnder Isolierungen. Der kleine Busbahnhof mußte von Grund auf neu gebaut werden. Für rund 20 000 Quadratmeter Bürofläche suche man derzeit Mieter, weil die alten Partner ihre Verträge auf sonderbare Weise gelöst hätten. Es gebe jetzt Gespräche für über 4500 Quadratmeter, so Kanzler Und: Regreßverhandlungen beginnen.

Mittlerweile belebt sich der Bogen. In der Schwimmhalle ist Betrieb. Auf 11 000 Quadratmetern Handels- und Ladenflächen haben Geschäfte geöffnet, obleich noch Sortimente fehlen. Dienstleistungen sind eingezogen. In der »Praxis Storkow-

Bogen« wird praktiziert, für weitere Ärzte ist noch Platz. Eine Galerie bietet Kunst vor Ort, was mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm ergänzt wird. Das Wohngebietszentrum soll für rund 40 000 Bürger im Umfeld erlebbar werden, mit Bauern-und Weihnachtsmarkt, Freilufttheater und vielem mehr.

Anfang Dezember wird auch Europas längste Fußgängerbrücke zwischen der Storkower Straße in Lichtenberg und der Proskauer Straße in Friedrichshain wieder dem »Verkehr« übergeben. Damit ist die Promenade des Storkower Bogens vom Süden her direkt angebunden. Und Lichtenbergs Baustadtrat Andreas Geisel (SPD) ließ sie gestern gedanklich weiterlaufen - über den Anton-Saefkow-Platz zum neuen Wohngebietszentrum Judith-Auer-Straße. Kurz vor Weihnachten 1994 waren die Medien informiert worden, daß 1996 der größte Teil des Projektes des Architekten Hinrich Baller stehen sollte. Bis jetzt gibt es außer Tristesse schon eine Baugrube im Karree um Judith-Auer- und Otto-Marquardt-Straße.

Die gesamte »Ecke« braucht besseres Umfeld, mehr Wohnqualität, interessante Freizeitangebote. Geisel: Derzeit ist hinter dem »Storkower Bogen« Schluß. Er denkt an ein Kino auf den Parkflächen an und eine Fußgängerbrücke über die Landsberger Allee. Diese Idee hat heute wie 1994 bereits keine Chance. Auf dem Grundstück Landsberger Allee 358 sollen auf 48 000 Quadratmetern Fläche ein Möbelfachmarkt und ein Hotel entstehen.