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Hermann von Bergs zweite »Tal«-Fahrt

Rechtsstaat Wie der einstige SED-Dissident seit sieben Jahren wieder um sein 1987 vom MfS fast schon enteignetes Eigenheim kämpfen muß Von Claus Dümde

  • Lesedauer: 2 Min.

Im Verdacht, (Mit-)Verfasser des vom »Spiegel« publizierten »Manifests« einer SED-Opposition zu sein, hatte das MfS Prof. Dr. Dr. Hermann von Berg 1978 verhaftet. Danach erhielt er Berufs- und Publikationsverbot. 1986 verließ er die DDR. Nach der Wende kam er zurück. Seitdem kämpft er um sein Haus in Schöneiche bei Berlin. Gegen westliche Beamte und Juristen, die er beschuldigt, de facto den Sonderoperativvorgang »Tal« des MfS fortzusetzen.

Den kommenden Montag kann der emeritierte Hochschullehrer kaum erwarten. Denn dann soll um 9.30 Uhr im Amtsgericht Fürstenwalde ein schon sechsmal ohne Angabe von Gründen verschobener Prozeß beginnen. Mit von Berg als Angeklagtem. Es macht ihm nichts aus, im Gegenteil. Die Verleumdungsklage kommt ihm eher recht. Denn er hofft, nun endlich vor Gericht darlegen zu können, wie ihm seit sieben Jahren von - westimportierten - Vermögensämtlern und Verwaltungsrichtern in Brandenburg mitgespielt wird. Derart, daß von Berg schon des öfteren die Contenance verlor. So schrieb er über den damaligen Leiter des Amtes zur Regelung offener Vermögensfragen, Achim Kleemann, in einer Petition an den Kreistagspräsidenten, es laufe heute alles so wie in dem Mitte der 70er Jahre vom MfS eingeleiteten Sonderoperativvorgang »Tal«. Dies brachte ihm die Klage ein.

»Tal«, wie ganz besonders phantasiebegabte »Tschekisten« in konspirativer Meisterschaft von Berg titulierten, war Anfang 1978 ins Visier des MfS geraten. Da veröffentlichte der »Spiegel« ein »Manifest« eines vermeintlichen »Bundes Demokratischer Kommunisten Deutschlands«. Beides gab es nicht, freilich verschiedene Freundeskreise, in denen kritische SED-Mitglieder Gedanken darüber austauschten, was in der DDR geändert werden müßte, um sie zu retten, um dem Sozialismus in Deutschland eine wirkliche Chance zu geben. Einer dieser Gruppen gehörte auch von Berg an. Und er hatte mit einem Mann vom »Spiegel« über seine und die Vorstellungen seiner Genossen gesprochen, woraus dann das »Manifest« entstand.

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