Gelbe Ziegelsteine statt grauen Putzes

Alte Kaserne der Zitadelle Spandau als Museum: Erste Ausstellung »Berlin 1945 - eine Dokumentation«

  • Steffi Bey
  • Lesedauer: 2 Min.
Einst Kaserne, dann Versuchsort für chemische Kampfstoffe und nach dem Zweiten Weltkrieg jahrzehntelang ungenutzt: Das 111 Meter lange Kasernengebäude der Zitadelle Spandau. Jetzt steht die Sanierung des Erdgeschosses kurz vor dem Abschluss. Ab Mai ist in dem künftigen Museum die erste Ausstellung zu sehen. Der graue Putz, der die Ziegelstein-Fassade seit 69 Jahren verdeckte, ist verschwunden. In hellem Gelb präsentiert sich jetzt der lang gestreckte Bau an der nördlichen Hofseite der Zitadelle Spandau. Von außen sind die aufwendigen Arbeiten des historischen Hauses fast beendet. Dafür sind innen die Handwerker noch mächtig am Werkeln. In der ersten Etage wird gehämmert, gebohrt und gemauert. Wann dieser Bereich der 144 Jahre alten Kaserne fertig ist, steht allerdings in den Sternen. »Das richtet sich danach, was für Geldquellen wir anzapfen können«, sagt Grabungsleiter Raimund Maczijewski. Im Gegensatz dazu kann das Erdgeschoss bereits ab Mai erstmals kulturell genutzt werden. Die Stiftung Topographie des Terrors zeigt dort die Ausstellung »Berlin 1945 - Eine Dokumentation«. Tafeln und Fotos, die schon 1995 mit großem Erfolg in der Staatlichen Kunsthalle an der Gedächtniskirche zu sehen waren, seien ergänzt worden, betont der Direktor der Stiftung Andreas Nachama. Anlässlich des Berliner Themenjahres »Zwischen Krieg und Frieden« zum 60. Jahrestag des Kriegsendes in Europa passe die Ausstellung genau an diesen Ort. Schließlich waren in den heutigen Ausstellungsräumen bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Werkstätten und Versuchsräume - so genannte Heeresgasschutzlaboratorien untergebracht. Ab 1935 entwickelten und testeten dort die Nationalsozialisten chemische Kampfstoffe. Bis heute sind die Kellerräume zwar erhalten, aber nicht öffentlich zugänglich. Mit diesem Thema und den letzten Kriegswochen in Spandau und der Zitadelle beschäftigt sich demnächst eine eigene Ausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau. Sie wird im Zeughaus zu sehen sein. Wenn in etwa vier Wochen im Erdgeschoss des Kasernengebäudes der Aufbau der Dokumentation »Berlin 1945« beginnt, präsentieren sich die Wände der Räume irgendwie unfertig. Aber das ist gewollt: Denn der alte Putz wurde zunächst nur teilweise abgeklopft und weiß gestrichen. Langfristig sollen diese Wände einen glatten Abschluss bekommen, sagt Grabungsleiter Maczijewski. Den Besuchern werden auch archäologische Befunde des ursprünglichen Fußbodens aus gelben Ziegelsteinen gezeigt. Was nach der ersten Ausstellung kommt, steht schon fest. Das Deutsche Historische Museum will in der Kaserne künftig seine bis weit in das Mittelalter reichende Militariasammlung präsentieren. Ein Teil dieser Bestände, wie die alten Kanonenrohre, ist schon jetzt in der Exerzierhalle auf dem Zitadellen-Gelände zu sehen. »Berlin 1945 - Eine Dokumentation«, 4.5. bis 2.10. 2005, Am Juliusturm, 13599 Berlin, Zitadelle Spandau, Telefon: 354944200.
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