Berlin (dpa/ND.) Die seit Jahrzehnten in Deutschland lebende tschechische Schriftstellerin Libuse Monikova ist in Berlin im Alter von 52 Jahren gestorben. Wie am Dienstag bekannt wurde, starb die Autorin am Vortag. Im vergangenen Jahr hatte sie sich einer schweren Kopfoperation unterziehen müssen. Bekannt wurde die vielfach ausgezeichnete, von Franz Kafkas Werk geprägte und in Deutsch veröffentlichende Schriftstellerin 1987 mit ihrem Abenteuer- und Schelmenroman »Die Fassade«.
Zuletzt erschien 1996 ihre stark autobiographisch gefärbte Erzählung »Verklärte Nacht« über die Leiterin eines Ballett-Ensembles, die nach 20jährigem Auslandsaufenthalt in ein für sie völlig verändertes Prag zurückkehrt.
Monikova muß sich zeitlebens als »weiblicher Ahasver« gefühlt haben -Heimatlosigkeit und Fremdheit im Exil sowie eine namenlose Gefährdung oder Bedrohung bestimmten ihr Leben wie schließlich auch ihr schriftstellerisches Werk, aber auch das Leiden des Individuums an den gesellschaftlichen Zuständen. Kafkas Prognosen, so schrieb die 1989 mit dem Franz-Kafka-Preis ausge-
zeichnete Autorin, »treffen für dieses infantile Jahrhundert mit der Sicherheit seiner Selbstzerstörung zu, nur das Ausmaß läßt sich steigern«. Der Zusammenprall der Sensibilität ihrer Protagonisten mit der rauhen Wirklichkeit führt zu Angst und Unverständnis bis hin zu körperlicher Verkrüppelung.
Monikovas Antwort war eine Art »Widerstandsästhetik«, die sich nicht mehr wie bei Peter Weiss, wie es bei der Verleihung des Chamisso-Preises 1991 an Monikova hieß, in einem aus Trauer und Revolte legierten Kunst-Subjekt zusammenziehe, sondern mit der Preisgabe gerade auch der ästhetischen Einheit arbeite.
Zu internationalem Ruhm gelangte Monikova mit ihrem dritten Roman »Die Fassade«, der im Herbst 1987 bei Hanser erschien. Er wurde als intelligenter, tiefsinniger und spielerischer Schelmenroman gelobt, für den die Autorin den von Günter Grass gestifteten Alfred-Döblin-Preis erhielt.
Im Dezember 1996 trat Monikova zusammen mit anderen Autoren wie Günter Kunert und Reiner Kunze aus dem westdeutschen PEN-Zentrum aus.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/695327.heimatlos-und-leidend.html