nd-aktuell.de / 15.01.1998 / Politik / Seite 19

»Theater im Kino« zieht um

Friedrichshains kleine Bühne in neuem Domizil und mit neuen Ansprüchen Von Christoph Rasch

»Theater ist im Verein am schönsten.« Gerd Schochows Lieblingsspruch leistet derzeit augenzwinkernde Aufmunterungsarbeit unter den Mitgliedern des Amateurtheaters »tik« (»Theater im Kino«). Seit 37 Jahren eine feste Größe in Friedrichshain, hat die Bühne nun eine neue Adresse. Eine nicht mehr zu verkraftende Mieterhöhung trieb die Truppe in die Boxhagener Straße 18.

Nachdem der Umzug von Kulissen und Bühnentechnik in privatem Kraftakt bewältigt wurde, tauschen nun vor Ort die Schauspieler das Kostüm gegen den Blaumann - 280 Quadratmeter ehemalige Möbelfabrikfläche sind in ehrenamtlicher

Arbeit zu renovieren. Im März soll alles fertig sein. Der Senat springt mit einem Mietkostenzuschuß ein.

»Enttäuschend« findet Projektleiter Schochow hingegen das »fehlende Engagement« der Bezirksverwaltung, »zumal wir trotz günstigerer Angebote weiterhin Friedrichshain die Stange halten«. Zu verschenken hat das Kulturamt wahrlich nichts, gerade 27 000 Mark müssen auf immerhin 50 freie Träger im Kulturbereich verteilt werden.

Und so wird, nach dem Klinkenputzen beim Jugendressort und der BVV, das »einzige Friedrichshainer Theater mit eigenem Ensemble« wirtschaftlich auch weiter von der Hand in den Mund leben. Was an Fördergeldern kam, war zumeist projekt- bzw. aufführungsbezogen. »Sponsoren gesucht« ist also das Motto,

mit einigen Berliner Firmen führt man bereits Gespräche. Ostberliner Bühnen wie die Volksbühne und der Friedrichstadtpalast helfen hier und da aus.

Künstlerisch will man in der Boxhagener Straße auch mit anderen freien Theatergruppen zusammenarbeiten und die eigene Bühne für andere Ensembles öffnen. Ziel ist, verrät Schochow, »einen durchgängigen Spielbetrieb« zu gewährleisten. Die neue Platzfreiheit macht's möglich: Endlich kann eine Probebühne eingerichtet werden, im Vorraum wird eine Bar ihren Platz finden und regelmä-ßig sollen Ausstellungen stattfinden.

Während des Umbaus spielt das Ensemble weiter. Nächste Termine: Am 25.1., 10 Uhr, »Turandot«, 26.1., 17 Uhr, »Oz«, jeweils im Storkower Bogen, Storkower Straße 207 (Tel.: 29 00 03 70).