Always look at the bright side of your life!« Den Schlager, der da auffordert, das Leben von der sonnigen Seite zu betrachten, hat man wohl noch nie mit solch galligem Sarkasmus gesungen gehört wie von Jack Nicholson alias Melvin Udall, einem schriftstellernden arroganten Zyniker und Menschenverächter; denn der kleine Hund, den Melvin da bei sich hat, ist für ihn nicht etwa des Menschen bester Freund, sondern ein kläffendes Ungeheuer, das eigentlich in den Müllschlucker gehört. Nur unter Zwang hat Melvin diese »Leihgabe« des schwulen Nachbarn Simon angenommen, dieweil der im 1 Krankenhaus die Verletzungen auskuriert, die ihm ein paar Wohnungsdiebe verpaßt haben.
Nicht nur Hunde und Schwule haßt dieses bärbeißige Ekelpaket, seine ganze
Umgebung erscheint ihm als feindlich. Aus Angst vor Infektionen bringt er in sein Stammlokal stets sein eigenes Plastikbesteck mit, die Gäste dort beschimpft er mit rassistischen Sprüchen. Nur noch die Kellnerin Carol (Helen Hunt) erträgt Melvins Rüpeleien, doch auch die nennt ihn ein »krankes Arschloch«, wenn ihr die Nerven blank liegen wegen des asthmakranken Sohnes Spencer daheim, für den sie von ihrem kargen Kellnerinnenlohn die teure Spezialbehandlung nie wird bezahlen können. Bis dann doch so ein Spezialist sich um Spencer kümmert, ihn sogar kuriert - und kein Geld will, denn hinter dem hilfreichen Wunder hat niemand anderer als Melvin die Fäden gezogen. Ausgerechnet Melvin! Wenn so einer Gutes tut, da ist sich Carol sicher, hat er Hintergedanken, will mindestens mit ihr ins Bett. Aber auch wenn sie arm ist, kaufen läßt sie sich nicht...
Man weiß kaum, was man an diesem Film zuerst bewundern soll: die liebevoll aus-
gestalteten Nebenfiguren, von denen beinahe jede einen eigenen Film wert wäre (vor allem Greg Kinnear als Melvins Nachbar Simon und Cuba Gooding Jr. als dessen Galerist), den genauen, aber niemals hämischen Blick auf menschliche Schwächen, über die man nicht lachen, aber schmunzeln darf, oder die wahrhaft grandiose Kunst seiner beiden Hauptdarsteller. Wie Nicholson hinter allem Sarkasmus immer auch Melvins Verletzlichkeit spürbar macht, wie Helen Hunt die vom Leben gestählte alleinerziehende Mutter Carol gibt, die doch die Hoffnung auf ein kleines Glück noch nicht verloren hat, das ist schier unnachahmlich und trug den beiden verdientermaßen je einen »Golden Globe« ein. Regisseur James L. Brooks, der gemeinsam mit Mark Andrus auch das Drehbuch schrieb, bewältigt die vollgepackte Story einigermaßen bravourös, überspielt manche Peinlichkeiten, in die sein politisch ganz und gar nicht kor-“rekte1*MeIvin'“|?e“rät, dur£h tehfporeiche Inszenierung, und nujpmiletzten Drittel kommt ihm ein wenig der packende Zugriff abhanden. Doch das sind Bagatellen, die man seinem Film gerne nachsieht.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/699321.hund-im-muellschlucker.html