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Teilerfolg im Kaukasus

Deutsche Umweltschützer erkämpften die Hälfte eines Bergmassivs

  • Lesedauer: 2 Min.

Von Tom Kirschey

Bereits im September 1997 wurde im ND über die Naturschutzbemühungen des brandenburgischen Vereins »Umwelt und Bildung« in der nordwestkaukasischen Republik Adygeia berichtet. Nun sieht es so aus, als hätte die »Politik der kleinen Schritte« funktioniert.

Das Gebirgsmassiv des Großen Tchatsch (Tchatsch ist adygeisch für »junger Gott«) war in den zurückliegenden zwei Jahren Ziel ökologischer Expeditionen deutscher Biologen und Geologen gewesen. Bei ihren Bemühungen wurden die Naturkundler von der »Sozialökologischen Union Adygeia« und der »Adygeischen Verwaltung des Staatlichen Kaukasischen Biosphärenreservates« unterstützt. Die Ergebnisse begründeten die Schutzwürdigkeit des Gebiets vor der Zerstörung des Raubbaus an Holz und durch Wilderei.

Der Tchatsch ist eine riesige Kalkplatte, die mit bis zu 200 Meter hohen Steilwänden sich aus dem Gebiet erhebt. An den Steilwänden nutzen Adler und Geier die Thermik, und über die subalpinen Matten streifen Wisente, Bären und Wölfe. In den letzten Jahren hat sich jedoch der menschliche Nutzungsdruck erheblich erhöht. Am Fuße des Berges haben sich tiefe Schneisen in den Primärwald gefressen. Die dortige Holzernte erinnert eher an Bilder aus dem amazonischen Regenwald als an vernünftige Einzelstammnutzung. Zudem suchen immer mehr Privatpersonen das Abenteuer Jagd. Durch die Forstwege gut erschlossen, können die Wilderer tief in das angrenzende Kaukasische Biosphärenreservat eindringen und haben keine Sorgen - gegenüber einer Handvoll schlecht ausgerüsteter Ranger in einem knapp 3000 Quadratkilometer großen Gebiet.

Im Oktober 1997 erklärts~der adygeische Präsident Aslan Dscharimov den Tchatsch zum Naturpark. Mit diesem Schritt zeigen die Kaukasier ihre Bereitschaft, west- und mitteleuropäische Fehler der Vergangenheit nicht alle zu wiederholen. Doch die deutschen Umweltschützer wissen, daß es sich um einen Teilerfolg handelt. Schließlich verläuft unweit des Gipfels eine Verwaltungsgrenze, nämlich die zum Krasnodarski Kraj. Nach Einschätzung von Umwelt und Bildung sind die Krasnodarer die zäheren Partner Das Interesse an einer Unterschutzstellung ist jenseits der Grenze deutlich geringer Daher wollen die deutschen Umweltschützer sich künftig auf die Krasnodarer Seite des Tchatsch und einige andere Gebiete im adygeischen Vorgebirge konzentrieren. Parallel dazu wird weiterhin der Jugendaustausch in die Region fortgeführt, eine inzwischen sechsjährige Tradition.

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