Von Jan-Cesar Woicke
Unter dem Motto »One World, One Future« - Eine Welt, Eine Zukunft pilgern heute wieder Raver aus der ganzen Welt ins Techno-Mekka Berlin. Die Veranstalter rechnen mit über einer Million Ravern. Start ist um 14 Uhr am Ernst-Reuter-Platz. Bis 18.30 Uhr sollen die 47 Wagen das Leiber-Meer auf der Straße des 17. Juni durchquert haben. Gegen 20.15 Uhr geht die Parade mit Meiner Botschaft von Oberguru Dr. Motte offiziell zu Ende. Anschließend legen bis zum Morgengrauen DJ-Heroen wie Sven Väth, Marusha und Westbam auf.
Die Love Parade ist für die Hauptstadt zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor geworden. Hotellerie, Gastronomie und Handel rechnen mit einem zusätzlichen
Umsatz von 100 Millionen Mark. Bis zu 90 Prozent der Hotelzimmer sollen belegt sein. Senatssprecher Michael-Andreas Butz bat bereits jene Bürger um Verständnis, »für die Techno-Musik kein Vergnügen ist«.
Ungeklärt blieb bis zuletzt, wer für die schätzungsweise 260 Tonnen Müll am Ende zahlen wird. Hauptveranstalter Planetcom fühlt sich nicht in der Pflicht, da der Zug als politische Demonstration angemeldet wurde. 260 000 Mark der vom privaten Entsorger Alba auf 570 000 Mark bezifferten Gesamtkosten hat der Senat übernommen. Weitere 160 000 Mark waren bis Anfang der Woche über Sponsoren zusammengekommen. Bei Planetcom zeigte man sich allerdings zuversichtlich, »in letzter Sekunde« eine Einigung über den Restbetrag von 150 000 Mark zu erzielen. Immerhin wurden die Veranstalter vom Berliner Verwaltungs-
gericht in einem vorläufigen Rechtsschutzverfahren am Mittwoch dazu verdonnert, entlang der Wegstrecke alle 50 Meter Abfalleimer aufzustellen, wie gestern bekannt wurde. Derweil rief die Berliner Stadtreinigung (BSR) dazu auf, »den Abfall einfach auf die Straße« zu werfen. »Dann haben wir es mit unseren schweren Maschinen am leichtesten.« Insgesamt wollen Alba und BSR in der Nacht zum Sonntag 680 Mitarbeiter und 250 Fahrzeuge - darunter auch Schneepflüge - einsetzen, um dem Pappbecherund Bierdosenberg Herr zu werden.
Gefahr droht aus unerwarteter Richtung: Sollte sich die stagnationsfeindliche Love Parade angesichts des herbstlichen Wetters erstmals nicht zu einem neuen Teilnehmer-Rekord aufbäumen, könnte das heute bereits der Anfang vom Ende gewesen sein.
Quelle: https://www.nd-aktuell.de/artikel/720419.eine-welt-keine-zukunft.html